Kultur

Kraftklub: "Haltung zeigen ist cool"

Sich bei einem Bierchen einen Schabernack auszudenken, das mögen die Musiker von Kraftklub. So eine Aktion wie die "Konvoi In Schwarz"-Tour ersinnen, die die Chemnitzer Punk-Rap-Rock-Band am Dienstag auch nach Wien führte. Bis zum Nachmittag blieb der Auftrittsort des Gratis-Konzertes geheim, musste von den Fans mit Teilen von bestimmten Hashtags enttarnt werden. Anlass der Aktion: "In Schwarz", das zweite Album von Kraftklub. Jene Platte, mit der die Band um Sänger Felix Kummer zeigen will, dass das Platin-Debüt "Mit K" keine Eintagsfliege war.

Gelage

Kein Problem: "In Schwarz" bietet lustvoll hackende Gitarren gepaart mit Sing-Along-Melodien. Dazu Texte, die mit Ironie und versteckten Pointen eine ideale Symbiose aus Spaß und Botschaft bilden. Es geht dabei schon auch um die Liebe, aber vorwiegend um die Orientierungslosigkeit der Jugend. Und in "Blau" um die "ausschweifenden Gelage" zur Feier des Erfolges.

Überraschend kam für Kummer vor allem, dass die Band so viele CDs verkaufte. "Wir dachten , wir sind ’ne gute Live-Band, die sich langsam hochspielen wird", erzählt er im KURIER-Interview. "Aber Platin! Das hat uns verblüfft."

Wobei die Verkaufszahlen auch Nachteile hatten: In den Song "Unsere Fans" packte Kummer "fast wortwörtlich" all die Kritik, die er sich deshalb auf YouTube, Facebook und Twitter anhören musste. Er findet das schade – für die Fans: "Sie finden einen Sound gut und lassen sich das dann nehmen, nur weil viele andere den auch gut finden?"

Unvoreingenommen

Fans anderer Art kommen in "Vorm Proberaum" zu Wort. Aufgezeichnet wurde der Sprach-Track, als zwei Arbeiter für Reparaturen in den Proberaum kamen: "Sie hatten keine Ahnung, wer wir sind, waren total unvoreingenommen. Sie hörten unsere Musik und fanden die so gut, dass sie gleich diskutierten, wie sie uns helfen können." "So süß" fanden Kraftklub das, dass der Track aufs Album musste – auch wenn "den ur-sächsischen Dialekt auch in Deutschland kaum jemand verstehen wird."

Ernst wird Kummer nur in "Schüsse in die Luft", das sich direkt gegen "Volksverdummung und Nationalmuff" wendet. Denn: "Sich über alles lustig zu machen ist cool – Haltung zu zeigen aber mindestens genauso."