Weiße Pille gegen Leichtgläubigkeit
Der Wiener Fotograf Klaus Pichler ist bekannt für ausufernde Recherchen. Für sein Beislbuch "Golden days before they end", verbrachte er schlanke vier Jahre damit, immer wieder in Wiens Absturzlokalen Stammgäste zu fotografieren. Heraus kam ein dichtes Zeugnis einer untergehenden Kultur des Wiener Tschecherantentums. Im Sommer 2016 legte er die Serie in Buchform vor und wurde international gefeiert.
Parallel dazu erforschte er die Welt der Esoterik. Besuchte Messen, Internetforen und probierte sich im angewandten Glauben an die Dinge, die man zwar nicht beweisen, aber dafür umso teurer erstehen kann. Die Serie "This will change your life forever" (deutsch: "Das wird Ihr Leben für immer ändern") zeigt ein Sammelsurium an Gerätschaften, Mittelchen und oft schlichtem Nichts – alles gegen bares Geld erhältlich.
Den Helm baute Pichler nach, andere Produkte bestellte er und schickte sie nach einer Fotografie wieder zurück. Etwa Liebesglobuli für 39 Euro. Oder einen "informierten" Dreifachstecker um schlanke 285 Euro. "Regulärer Mehrfachstecker mit Metallsticker", steht lapidar in der Bildbeschreibung.
Pichler gruppiert seine Esoterikerfahrungen ohne großen Kommentar fotografisch nebeneinander – der Betrachter fliegt irgendwann selbst aus der inhaltlichen Kurve: Dafür zahlen andere wirklich Geld?
Defizitabdeckung
Was war seine Lieblingsentdeckung aus der Welt der Esoterik? "Schüssler-Salze gegen Leichtgläubigkeit", grinst Pichler und lässt den Satz erst einmal sacken, bevor sein Gegenüber zu lachen beginnt: "Das ist einfach großartig und über sieben Ecken gedacht."
"This will change your life forever": Ausstellungseröffnung um 19 Uhr heute, Donnerstag (6. April), in der Galerie Anzenberger, Absberggasse 27. Das Buch erscheint im Juni.