Kultur

Kälter als der Tod: Investmentbanker Jedermann

Jedeeermaaann!“ – die anfangs im Wiener TAG zugespielten Rufe erinnern an den Salzburger Domplatz. Ansonsten ist alles neu in Marc Pommerenings Stück "Letzter Aufruf Jedermann", das am 26. Jänner im Haus an der Gumpendorferstraße uraufgeführt wurde.

Der reiche Mann lässt hier in der keimfreien, weißen Chefetage der Everyman Incorporation das Geld für sich arbeiten. Nur die Rufe der „Empörten“ dringen durch die Jalousien.

Nun soll der schmierige Investmentbanker (Gottfried Neuner) von der Notwendigkeit der eigenen Abschaffung überzeugt werden. Der leitende Engel dieser Operation (Julia Schranz) betreibt dies mehr als kühles Business denn als religiöses Läuterungsspiel. Jedermanns guter Gesell und Partner in (Finance-)Crime (Clemens Berndorff) entpuppt sich als gefallener Engel - vulgo Teufel.

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Rasant treibt der „Restzeitoptimator“ (Petra Strasser im TV-Screen) die Zeit bis zur angedrohten Apokalypse und damit auch den Abend voran. Die im Blankvers gesetzte Sprache dient als antiquiert-komischer Kontrapunkt zu Christian Himmelbauers knallig-bitterböser Inszenierung, in der lustvoll zitiert wird: Jedermanns Fest wird zum Depri-"Dinner for One", der Tod atmet schwer wie Darth Vader. Letzterer ist hier bloß eine "Chargenrolle" für einen tölpelhaften Engel (herrlich komödiantisch: Alexander Jagsch).
Intelligentes und doch unverkopftes Theater mit viel Witz.

KURIER-Wertung: **** von *****

TAG - Theater an der Gumpendorferstraße

"Letzter Aufruf Jedermann" in Bildern:

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