Kultur

Josefstadt: Viel Film, viel Roman

Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger beweist Mut: Während im neuen Burgtheater-Spielplan Shakespeare, Hebbel, Nestroy und Tschechow dominieren, und das Volkstheater mit Schiller, Brecht, Karl Kraus und Strindberg lockt, programmierte Föttinger für die Josefstadt-Spielzeit 2013/’14 Zeitgenössisches ohne einen einzigen Klassiker. Föttinger hat eine Auslastung von derzeit 86 Prozent zu verteidigen.

Föttinger steht dazu, er positioniert sein Haus bewusst in Kontrast zur Konkurrenz: 800.000 Euro zahle die Josefstadt derzeit pro Jahr an Tantiemen, das sei viel Geld, komme aber den Autoren zugute.

Saisonstart

Die Saison beginnt am 5. September mit Thomas Bernhards hinreißender Nazi-Abrechnung „Vor dem Ruhestand“ (Föttinger deklariert dies als Beitrag zum Anschluss-Gedenkjahr 2013). Es spielen Nicole Heesters, Sona MacDonald und Neuzugang Michael Mendl. Am 3. Oktober folgt die „leider in Vergessenheit geratene“ Komödie „Hochzeit auf Italienisch“ von Eduardo De Filippo: Eine Frau wehrt sich mit allen Mitteln dagegen, zugunsten einer jüngeren abgeschoben zu werden. Thomas Birkmeir inszeniert nach längerer Pause wieder an der Josefstadt, Föttinger und Sandra Cervik spielen die Hauptrollen.

Am 7. November hat die erste von gleich drei Film-Adaptionen Premiere: „Wie im Himmel“ von Kay Pollak, Janusz Kica inszeniert. Am 5. Dezember folgt die Thomas-Mann-Dramatisierung „Joseph und seine Brüder“.

Regie-Star Hans Neuenfels gibt am 6. Februar sein Josefstadt-Debüt und inszeniert Heiner Müllers „Quartett“ in Starbesetzung, u. a. mit Elisabeth Trissenaar und Helmuth Lohner.

Die Roman-Dramatisierung „Die Schüsse von Sarajewo“ (Milo Dor) ist am 3. April die letzte Premiere im Haupthaus. Der Abend steht im Zeichen des Gedenkjahres 2014 (hundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs), Erwin Steinhauer und Sandra Cervik spielen, Föttinger inszeniert.

Wiedereröffnung

Am 24. Oktober werden die um zwölf Millionen Euro renovierten Kammerspiele wieder eröffnet, und zwar mit der Musical-Fassung des Films „Catch Me If You Can“ als europäische Erstaufführung. Musical-Experte Werner Sobotka inszeniert.

Weiters auf dem Spielplan der „Kammerspiele der Josefstadt“, wie der Name jetzt offiziell lautet: „Der letzte Vorhang“ (Regie: Andre Pohl, mit Leslie Malton und Peter Kremer), Agatha Christies „Mausefalle“ (die in London seit mehr als 60 Jahren ohne Unterbrechung läuft) und eine Bühnen-Fassung des Erfolgsfilms „Ziemlich beste Freunde“. Außerdem gibt es ein Schmankerl für Yasmina-Reza-Fans: Andre Pohl, Martin Zauner und Föttinger spielen 18 jahre nach der Erstaufführung im Rabenhof wieder „Kunst“.

Neue Stücke heimischer Autoren fehlen diesmal. Föttinger kündigte jedoch Auftragswerke von Daniel Kehlmann, Daniel Glattauer und Peter Turrini an.