Kultur

20 Jahre Porgy & Bess

Michael Mantler ist der berühmteste unbekannte Musiker Österreichs. Mit dem Trompeter und Komponisten feiert der Wiener Jazz & Musicclub Porgy & Bess ab Freitag seinen 20. Geburtstag.

Kaum einer hat so experimentierfreudig alle Grenzen zwischen ernster Musik, Rock und Jazz ignoriert und mit den unglaublichsten Besetzungen gearbeitet wie der gebürtige Wiener, der 1962 in die USA ausgewandert ist, in den letzten Jahren wieder mehr in Europa lebt:

„Aber ich bin nirgendwo zu Hause; weder musikalisch noch geografisch. Mit 19 habe ich Österreich verlassen und war seither an keinem Ort, den ich wirklich zu Hause nennen würde. Was auch in Ordnung ist, denn ich empfinde dieses Zu-Hause-Sein nicht.“

1968 hat Mantler Jazzgeschichte geschrieben mit dem Doppelalbum „The Jazz Composer’s Orchestra“, bei dem u. a. Cecil Taylor, Don Cherry, Pharoah Sanders und Gato Barbieri als Free-Jazz-Solisten in ein großes Ensemble eingebunden waren.

„Ich hatte fantastische Spieler damals, und es war interessant, ihren Input zu bekommen und dadurch die Musik zu verändern. Doch es hatte für mich zu viel von einem Glücksspiel. Hinzu kommt, dass es mittlerweile nicht mehr so viele großartige Solisten gibt, in die ich das Vertrauen hätte zu sagen: ,Okay, spiele, was du willst‘“, sagt Mantler.

„Im Jazz Composer’s Orchestra war außer den Stimmen für die Solisten der Stücke alles ausnotiert. Aber auch die hatten ihre ,Texte‘, also die Musik, die um sie herum war. So standen die Improvisationen in direkten Reaktionen auf ihr Umfeld, waren dadurch kontrolliert.“

Zum 20-Jahr-Jubiläum kommt ab morgen, Freitag, an drei Abenden ein Update zur Aufführung – mit der Nouvelle Cuisine Big Band unter der Leitung von Christoph Cech: Am Programm steht nicht nur eine komplette Neubearbeitung aller Stücke des Klassikers, sondern auch viel älteres und völlig neues Material. Die Original-Besetzung wird um eine E-Gitarre und ein elektrisch verstärktes Streichquartett erweitert. Die Aufnahmen der Live-Konzerte sollten auf CD bei ECM veröffentlicht werden.

Jazz-Open-Air

Vom 13. bis 15. September veranstaltet Porgy-Chef Christoph-Huber ein Street Jazz Festival in der Riemergasse mit Konzerten zwischen frühem Nachmittag und 22 Uhr sowie einer sonntäglichen Matinee (11 Uhr) mit dem Klangkombinat Kalksburg: „Geplant sind an den drei Tagen jeweils drei heimische Formationen dreier unterschiedlicher Generationen: Musiker unter 30, von 30 bis 50 und älter als 50 Jahre, unter anderen mit Wolfgang Muthspiel, Karl Ratzer und Wolfgang Puschnig. Ab 22 Uhr finden dann Jam-Sessions im Club statt.“