"Ich wollte nicht mehr Robbie sein"
Als Neo-Vater und glücklicher Ehemann und mit einem geschätzten Vermögen von fast 150 Millionen Dollar will Robbie Williams zurück an die Spitze der Charts. Wie, erklärt der 38-Jährige im KURIER-Interview.
KURIER: Sie haben das Album „Take The Crown“ genannt, weil Sie sich damit die Pop-Krone zurückerobern wollen. Wann und wieso haben Sie sie abgegeben?
Robbie Williams: Mit „Rudebox“ und „Reality Killed The Video Star“. Wenn ich etwas in meiner Karriere überdenken würde, dann diese Alben. Aber ich habe damit ein paar wichtige Dinge in meiner Seele abgehakt. Ich wollte mir damit nämlich den Druck nehmen, Pop-Hits schreiben zu müssen. Ich wollte nicht mehr Robbie sein, nichts mehr mit dem Musikbusiness zu tun haben. Ich war ausgebrannt, krank, einmal mehr auf Entzug und dachte, schau, was dir diese Maschinerie antut.
Und erst die Versöhnung mit Gary Barlow hat Ihnen die Freude an der Musik zurückgegeben?
Gary und die Jungs von Take That kamen in mein Haus in LA und spielten mir ihr Album „Circus“ vor. Und das war so fröhlich, so ungeniert poppig, so kommerziell – großartig. Da dachte ich, verdammt, das bin ich, das ist mein Stil, ich bin Pop, ich bin der Top-40-Typ! Da habe ich viel von den Jungs gelernt, weil sie wussten, was sie wollen und wie sie es erreichen.
Die Hits „Candy“ und „Different“ haben Sie mit Barlow geschrieben. Wie war das?
Er kommt zu mir nach LA, macht es sich in meinem Dachboden gemütlich, ich hocke mit ihm oben und wir lachen die ganze Zeit
darüber, was man in Pop-Songs sagen darf und was nicht. Es ist großartig, denn Gary ist der Prototyp des verehrten Songwriters.
Und so lange ich in Take That war und auch danach in der Solo-Karriere – alles, was ich wollte, war Garys Anerkennung. Und jetzt habe ich sie in Fülle.
Sie haben aber lange selbst nicht an Ihr Songwriter-Talent geglaubt. Bei den ersten Take-That-Interviews stellten Sie sich als „der Talentlose“ vor, als der Clown der Band. Wann hat sich diese Einstellung geändert?
Damals war ich 16 und nicht mutig genug, mir das zuzutrauen. Songs zu schreiben schien mir ein Privileg, von Leuten, die von Fabelwesen geküsst waren. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es ganz leicht ist. Dass ich eine Gabe habe, Worte zusammenzufügen, dass dazu Melodien im Kopf entstehen. Aber das geht nicht immer. Manchmal halte ich mich für einen versierten Songwriter und an anderen Tagen für einen kompletten Nichtsnutz.
Wie haben Sie die Tour 2011 mit Take That empfunden? Da gab es Gerüchte, dass Backstage nicht alles reibungslos lief.
Für mich war das großartig. Ich und die Jungs, wir haben einander gesagt, dass wir uns lieben, und es so gemeint. Wir haben die Verantwortung für die Beleidigungen übernommen‚ uns dafür entschuldigt und es gemeint. So habe ich die Zeit mit Take That sehr genossen. Ich sehe mich immer noch als Bandmitglied und kann es nicht erwarten, dass wir wieder etwas zusammen machen.
Ich habe die Witze, die ich in Interviews und meiner Show über Take That gemacht habe, viel zu lange durchgezogen, weil es
leicht war, damit zu unterhalten. Das hat Gary sehr weh getan und tut mir aufrichtig leid.
Sie sind kürzlich mit Guy Chambers, dem Co-Autor von „Angels“, aufgetreten. Wann haben Sie sich mit ihm versöhnt?
Guy und ich, wir hatten nie wirklich ein Problem. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihm alles erreicht habe, wollte wie gesagt andere Stile und andere Produzenten ausprobieren. Er empfand das als verstörend. Aber ich habe immer gesagt, ich werde irgendwann wieder mit ihm schreiben. Und dieses Irgendwann ist sehr bald.
Sie haben Ihren letzten Rückfall in die Sucht dem Stress und dem extremen Lampenfieber auf der letzten Solo-Tour zugeschrieben. Haben Sie Angst, auf der Tour 2013 wieder abhängig werden zu können?
Nein, denn die ganz dunklen Tage sind endgültig vorbei. Ich habe eine großartige Frau, eine Tochter, bin froh, auf dem Planeten zu sein. Ich gehe in die Tour als ein rundum zufriedener Vater, der auf der Bühne eine Party feiert. Ich habe keine Angst vor der Bühne mehr – jetzt hat die Bühne Angst vor mir!
Zum Wien-Konzert kommt Williams mit seiner Familie
„Ich bin ein sehr, sehr glücklicher Mann!“ Nach Medikamentensucht, Depressionen, Burn-out und Karriereknick hat Robbie Williams wieder Lebensfreude gefunden. Das, sagt er, liegt auch daran, dass er sich mit seinem Rivalen Gary Barlow versöhnt hat, wegen dem er 1995 die Boyband Take That am Höhepunkt ihres Erfolges verlassen hatte. Daran, dass er mit der Band 2010 das von Kritikern gelobte Album „Progress“ aufgenommen hat („Kritikerlob hatten wir früher nie“), dass er 2011 mit Gary Barlow, Mark Owen, Howard Donald und Jason Orange „die größte Tour, die Großbritannien je gesehen hat“ gespielt hatte. Aber auch privat hat der Brite mit Wahlheimat Los Angeles endlich sein Glück gefunden. Seit 2010 ist er mit der Schauspielerin Ayda Field verheiratet, am 18. September kam Töchterchen Teddy zur Welt. Natürlich wird er die beiden mitnehmen, wenn er ab Mitte Juni 2013 wieder auf Solo-Tour geht. Denn: „Ich würde sie sonst unendlich vermissen.“
Einen Haken sieht Williams aber schon in seinem perfekten Glück: „Ich glaube, beim nächsten Album kann ich nicht mehr über mich selbst schreiben. Denn mir gehen langsam die interessanten Dilemmas für gute Songs aus.“
Info: Robbie Williams live: 17. Juli Wien/Krieau.