Kultur

Von der Ästhetik der Krise

Glamourös, fast ikonisch prangt das Bild vom Auftritt Paris Hiltons in Ischgl auf dem Cover von "Zwischenzeit".

Eine Täuschung. Der Wiener Fotojournalist Heinz Stephan Tesarek erzählt in seinem Bildband nicht die Geschichte der Glitzer-Welt, für die das It-Girl Mitte der Nullerjahre zum Synonym wurde. Es ist Teil einer größeren Erzählung.

Tesarek zeigt "Bilder vom Näherrücken einer folgenreichen Zeit", wie der Wiener einleitend schreibt. Es geht um die Finanzkrise - in all ihren Ausprägungen.

Bilder "entscheidender Jahre"

Sieben Jahre lang bereiste er dazu ab 2004 neben 13 europäischen Länder auch Russland und Amerika. Nun, da sich die Pleite der US-Bank Lehman Brothers dieser Tage zum fünften Mal jährte und die vielzitierte Krise wieder die Wirtschaftsseiten der Zeitungen füllt, veröffentlicht er mit "Zwischenzeit" sein fotografisches Resümee: Ästhetisch, plakativ und kompromisslos deprimierend.

Ohne Worte ergänzt Tesarek die Bilder von dekadenten Partygesellschaften in Wien oder eben Ischgl mit dem Bild von einem heruntergekommenen Bordell in Rumänien. Er zeigt Menschen, denen als letzte Bleibe nur ein Karton in einem Park in Athen blieb, verhüllte Demonstranten und verfallene Roma-Siedlungen. Die andere Seite derselben Medaille. Dazwischen immer wieder Bilder von "Call-In-Sendungen", die ihren Sehern das (allzu) leicht verdiente Geld versprechen, von Reportagen über die Krise, abfotografiert vom heimischen Bildschirm in den eigenen vier Wänden. Ursachen oder Ausprägung dieser Krise, die auch in den eigenen vier Wänden Einzug gefunden hat.

Nicht in Worte zu fassen

In 96 Bildern erzählt Tesarek so alle Aspekte dieser Krise - Kommentarlos, aber nicht ohne Deutung.

Am Beginn des Projekts wollte er einfach nur das "Offensichtliche, das niemand in Worte fassen wollte", dokumentieren, erklärt der Fotograf im KURIER-Interview.

"Letztendlich ist 'Zwischenzeit' das Porträt einer niedergehenden Gesellschaft geworden." Besonders in den Ländern des Südens, die vor der Krise starke Aufschwünge verzeichneten, zeige sich die Krise besonders deutlich: "Wer heute nach Athen reist, wird mancherorts seinen Augen nicht trauen."

Bilder der Krise

Heinz Stephan Tesarek wurde 1976 in Wien geboren. Er berichtete aus den Kriegen des auseinanderbrechenden Jugoslawiens, aus Aufghanistan und der Kaukasus-Region.

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Seine Bilder erschienen u.a. imSpiegel,Süddeutsche Zeitung Magazin, demForbes Magazineund derNew York Times. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem "Pictures of the Year International (PoYi) Award of Excellence" und dem "Objektiv" Fotopreisfür das österreichische Pressefoto des Jahres 2011 und 2013.

Erich Lessing bescheinigte ihm "einer der wenigen hervorragenden Reportagefotografen, die es in Österreich gibt" zu sein.

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