"Gottschalk live" als ARD-Zombie
Er hatte sich bewusst die "Todeszone" ausgesucht, das alte Quotenloch zwischen 19 und 20 Uhr im ARD-Hauptprogramm. Diese Herausforderung scheint aber auch Thomas Gottschalk nicht zu stemmen. Seit Mittwoch zählt seine wochentäglich um 19.20 Uhr beginnende Live-Sendung zu den lebenden Toten des deutschen TV: Laut Presse überwog in einer Schaltkonferenz der ARD-Intendanten der Wille, im April ihr Kündigungsrecht zu nutzen und die Sendung im Juni zu beerdigen.
Man fürchte sogar um die Seher der folgenden 20-Uhr-"heute"-Nachrichten, so die Presse. Lediglich die ARD-Vorsitzende Monika Piel vom WDR will die Talkshow aus Berlin weiter produzieren. Sie bleibt krass unter dem geforderten Marktanteil: Zehn Prozent der Seher sollte Gottschalk im Schnitt erreichen, zuletzt fesselte er nur drei bis fünf Prozent. Die vereinbarte Quote kann er damit nicht mehr aufholen.
Da hilft auch kaum der neue Redaktionsleiter, der österreichische Medienprofi Markus Peichl. Er hat die Sendung mit Talkshow-üblichem Publikum aufgepeppt und baut die Dekoration um.
Insider sehen das Hauptproblem im Format: Das Geplauder mit überwiegend in zig anderen Talkshows abgenutzten C-Promis, meist aus Film und Fernsehen, wird auch durch die hektische Selbstironie Gottschalks nicht spannender. Beim Witzeln einer lispelnden Diseuse über "die wohl auch verschrumpelten Eier von Dieter Bohlen" wie am Mittwoch flüchtet sogar das hartgesottenste Vorabend-Publikum wieder zum Privat-TV.