Gerda Ridlers geradlinige Visionen für das schräge Haus in Krems
Von Michael Huber
Einige Ansagen darf der pressekonferenzgestählte Kulturredakteur schon erwarten, wenn sich dieser Tage eine neue Museumsdirektorin den Medien stellt: Dass sie „das Haus öffnen“ will, etwa. Dass Kunstvermittlung sehr wichtig sein wird. Dass sie Kunstschaffende, die zu Unrecht vergessen wurden – und da besonders Frauen – wieder vor den Vorhang holen will.
Gerda Ridler, die mit Jänner 2022 dem Gründungsdirektor Christian Bauer als künstlerische Leiterin der Landesgalerie Niederösterreich in Krems folgt, erfüllte diese Checkliste bei ihrem ersten Medientermin am Mittwoch. Doch sie ging noch einen Schritt weiter. Denn die Salzburger Kunsthistorikerin, die zuvor u. a. das Landesmuseum OÖ geleitet hatte, konnte bereits ein konkretes Programm für das kommende Jahr verkünden.
Joham und Seilschaften
Ab April wird es demnach in Krems eine Retrospektive von Isolde Maria Joham geben, die im Mai ihren 90. Geburtstag feiern wird. Die Glaskünstlerin und Malerin ist eine jener Figuren, die vergessen schienen – kürzlich holte sie die Albertina Modern aber prominent in die Schau „The 80s“, und das Land NÖ würdigte sie mit dem Kulturpreis.
Die programmatische Ansage, dass die Landesgalerie „Bühne für heimische KünstlerInnen“ sei, will Ridler 2022 mit einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus den Landessammlungen umsetzen.
In einer „großzügigen Präsentation“ will man dabei auch die leidige Situation der Stellwände – das Haus der Architekten Marte.Marte hat überall schräge Wände, muss aber irgendwo Bilder aufhängen – kreativ überdenken.
Generell setzt Ridler bei ihrem Programm auf die Landessammlungen Niederösterreich und weniger auf private Leihgeber, denen Noch-Direktor Christian Bauer oft große Auftritte gab. Die historische Seite der Landes-Bestände soll ab November 2022 in einer Schau über Alpintourismus („Alpine Seilschaften“) zur Geltung kommen.
Die benachbarte Kunsthalle Krems soll sich gegenüber Ridlers Haus mit internationaler Kunst profilieren. Dennoch will die Neo-Direktorin „partizipative und installative Projekte“ in die Landesgalerie holen – und dabei auch den regionalen Fokus brechen. Den Anfang macht dabei die Künstlerin Chiharu Shiota, deren Pavillon für Japan auf der Venedig-Biennale 2015 ein Publikumshit war.
Die für die Landesgalerie (prä-Corona) formulierte Zielvorgabe von 70.000 Besuchen im Jahr schrecke sie nicht, sagte Ridler und zitierte Niki Lauda, für dessen Fluglinie sie in Studientagen gejobbt hatte: „Wenn man alle Ziele erreicht, hat man sie zu niedrig gesteckt.“M. Huber