Filmgenuss unter freiem Himmel
Von Katharina Baier
Der Kurzfilm ist der Espresso unter den Filmen. Die gleiche Dosis, nur weniger Wasser.“ So entsteht nicht nur beim Kaffee ein besonders geschmacksintensives Erlebnis: Denn inhaltlich auf das Wesentliche konzentriert hat der Kurz- im Gegensatz zum Langfilm nur wenige Minuten Zeit, um sein Publikum in den Bann zu ziehen.
Im regulären Kinobetrieb viel zu wenig präsent, spielt er ab Freitag beim Wiener espressofilmfestivals die Hauptrolle. Bis 30. August können Cineasten wieder jeden Donnerstag und Freitag im barocken Gartenpalais Schönborn (8., Laudongasse15–19) Platz nehmen und ein handverlesenes Programm erleben.
Der Schwerpunkt „super.cut“ setzt sich etwa mit sogenannten „Found-Footage-Arbeiten“ auseinander. Mit solchen zufällig gefundenen Materialien hat beispielsweise die österreichische Künstlerin und Filmemacherin Lisl Ponger gerne gearbeitet.
Erinnern – Vergessen
Vier ihrer Kurzfilme sind beim Freiluftkino zu sehen. „Ponger hat sich jahrelang mit privaten Reisefilmen beschäftigt, die sie auf Flohmärkten gefunden hat. Auf diese Weise hat sie komplexe Themen wie Fremdheit und Beheimatung, aber auch das Erinnern und das Vergessen thematisiert“, sagt die Mitorganisatorin Lisa Neumann.
Die Programmschiene „Rollenwechsel“ widmet sich ganz dem weiblichen Filmschaffen. So ist etwa der Abschlussfilm der Oscar-Preisträgerin Susanne Bier zu sehen. Das Historiendrama „Insel der Seligen“, erzählt von einer jungen Frau, die unglücklich und unerfüllt mit einem Pastor verheiratet ist.
Beim Eröffnungsabend am Freitag geht man hingegen auf Spurensuche, was die bildende Kunst mit dem Film verbindet. Dabei ist ein lang verschwundenes, surrealistisches Musikvideo von Walt Disney und Salvador Dali zu sehen. Zum melancholischen Schlager „Destino“ wird die unmögliche Liebe zwischen der personifizierten Zeit und einer Sterblichen erzählt.
Auf Bio-Gastronomie samt Filmgenuss setzt bis 18. August das „Kino wie noch nie“ am Augartenspitz. In diesem Jahr wird dem kürzlich verstorbenen spanischen Horrorfilm-Regisseur Jess Franco gedacht. Auch der heimische Doppel-Oscar-Gewinner Christoph Waltz wird mehrmals auf der Leinwand erscheinen, etwa in den „Inglourious Basterds“ oder in „Django Unchained“.