Fettes Brot auf der Suche nach küssenden Rappern und Ex-Freundinnen
Also ich hatte schon Ängste, dass das der Anfang vom Ende sein könnte.“ Martin „Dr. Renz“ Vandreier, ein Drittel von Fettes Brot, gibt im KURIER-Gespräch zu, dass er Bedenken hatte, als das Hamburger Trio 2010 bekannt gab, auf unbestimmte Zeit eine Pause einzulegen.
„Auslöser war, dass unser König Boris eine Tanzplatte machen wollte“, erklärt Vandreier. „Aber die erste Solo-Platte von einem Mitglied ist immer eine Art Sollbruchstelle für eine Band.“
Wertschätzung
Das ist auf „3 Is Ne Party“ einmal mehr ein Cocktail aus Hip-Hop und popigen Melodien, abgerundet mit pointierten Texten und spitzzüngigem Humor. Da dürfen in „Für Immer Immer“ alle Ex-Freundinnen zwischen Hamburg, New York und Istanbul – samt Vorzügen und Fehlern – Revue passieren.
„Kannste Kommen“ ist ein Party-Song, den Vandreier und Björn „Beton“ Warns als Einladung für Boris geschrieben haben, als der noch mit seinen Solo-Aktivitäten beschäftigt war. Und in „KussKussKuss“ nehmen Fettes Brot die fehlende Romantik in der Rap-Szene aufs Korn. Denn wer hat je schon einen küssenden Rapper gesehen?
„Vermutlich hat Jay-Z seiner Beyoncé schon mal einen Knutsch aufgedrückt“, erklärt Vandreier. „Aber dieser anbahnende Teil einer Beziehung wird bei Rappern gerne übersprungen. Da geht es immer direkt ins Bett – wenn’s nicht gleich im Stehen an der Bar passiert.“
Abhöraffären
„Der Song soll die Ohnmacht ausdrücken, die diese Flut von Informationen auslöst“, erklärt Warns. „Denn jedes der Themen, die wir aufzählen, wäre es wert, zu reagieren und aktiv zu werden. Dem gegenüber steht – repräsentiert durch das Hochhaus – ein normales Leben, das parallel dazu läuft. Der Song ist die Wahrnehmung, dass wir – obwohl wir nicht in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Mittelmeer ersaufen oder bei einem Fabrikbrand draufgehen – trotzdem etwas mit diesen Menschen zu tun haben und diese Ereignisse unsere Lebensqualität berühren.“
Fettes Brot ging 1992 aus der englisch rappenden Band Poets Of Peeze hervor. Der Durchbruch gelang dem Trio 1995 mit dem Song „Nordisch By Nature“.
ErfolgeMit „Emanuela“ hatte das Trio 2005 seinen größten Hit. Bisher haben die Hamburger 700.000 Platten verkauft.