"Höchste Zeit, dass sich das Publikum wehrt"
Von Georg Leyrer
Ferruccio Furlanetto ist wahrlich kein Freund des Regietheaters. Und er empfindet es als „höchste Zeit“, dass sich die Opernbesucher gegen überbordende Regie-Ideen wehren.
So sei es „ein wunderbares Signal“, dass nach empörten Reaktionen des Publikums eine umstrittene „Tannhäuser“-Inszenierung mit Bezügen zum NS-Regime in Düsseldorf abgesetzt wurde, sagte der italienische Sänger im Interview. Denn im Opernbereich sollte das „zahlende Publikum“ und nicht der Regisseur im Mittelpunkt stehen. Er selber habe „natürlich“ eine „schwarze Liste“ von Regisseuren, mit denen er nicht zusammenarbeitet, schildert Furlanetto.
Und „mit einer Ausnahme“ habe er seit 18 Jahren in keiner Opernproduktion mehr in Deutschland (wo das sogenannte Regietheater besonders stark vertreten ist) mitgewirkt. „Das Risiko ist zu groß. Denn als Sänger kann man eine Produktion verlassen, aber nicht beeinflussen. Das kostet Monate an Lebenszeit, wegen eines Fehlers, der nicht bei uns liegt. Das ist nicht fair. Es ist besser, sich von gewissen Menschen fernzuhalten.“
Liederabend
Furlanetto sei aber nicht prinzipiell gegen „moderne Versionen“ – so lange sie „voller Poesie“ sind und den Intentionen des Komponisten entsprechen. In Wien stellt sich heute Abend die Regiefrage jedenfalls gar nicht: Furlanetto gastiert an der Staatsoper mit einem Liederabend. „Die Rachmaninow-Lieder sind eine Hymne an die Liebe. Bei Mussorgsky dann geht es ausschließlich um den Tod – ein kleiner Unterschied“, sagt der Italiener lachend. Sonst dreht sich für den renommierten Verdi-Sänger heuer fast alles um den Jahresregenten, etwa mit „Don Carlo“ und „Simon Boccanegra“ im Herbst in Wien. Furlanetto betont: „Verdi hat so viel für die Oper getan.“