Kultur

Eine Zerreißprobe: Derflinger inszenierte „Der Zerrissene“

Das Angebot des Landestheaters in St. Pölten, eine Neudeutung von Nestroys „Der Zerrissene“, war zu verlockend: Sabine Derflinger, verantwortlich für etliche „Tatort“- und „Vorstadtweiber“-Folgen, inszenierte erstmals für die Bühne.

Sie durfte zudem mit ihrem Wunschteam anreisen: Tochter Isabella Derflinger, bei den „Vorstadtweibern“ für das Styling verantwortlich, sollte die Kostüme entwerfen; Ina Peichl, Ausstatterin des Derflinger-Films „Anna Fucking Molnar“, das Bühnenbild; Petra Zöpnek, von der die Musik zum Derflinger-Film „Tag und Nacht“ stammt, würde grelle Videoclips kreieren; und der sehr lässige Musiker und Kabarettist Gerald Votava dafür sorgen, das Lebensgefühl des gelangweilten, aber liebenswerten Herrn von Lips mit dem jetzigen der Erbengesellschaft in Deckung zu bringen.

Doch das Bühnenbild, eine als Raumteiler fungierende, im Nichts endende Treppe, hat überhaupt keinen Charme. Um – wie der Herr von Lips im Raufhandel mit dem Gluthammer – runterfallen zu können, muss man erst einmal rauflaufen. Dass man wirklich so deppert sein kann?

Links und rechts stehen völlig unmotiviert Klotüren herum – noch dazu mit „Gents“ und „Ladies“ beschriftet. Sie dienen bloß als Projektionsflächen für die lächerlichen Videos. Derflinger lässt das Geschehen von Helmut Stippich an der Zieharmonika untermalen (wie Filmmusik), ihr gelingen ein paar amüsante Slapstick-Einlagen, aber sie kostet den Reiz der Verwechslungskomödie nicht aus: Die Geschichte wird in 90 Minuten durchgepeitscht.

Mittendrin verlässt Derflinger auch noch die Courage: Das letzte Couplet von Votava ist ganz klassisch. Michael Scherff und Haymon Maria Buttinger wehren sich gegen alles Schrille: Sie spielen einfach Nestroy – und machen den Abend erträglich.