Ein Neustart für Pereira – und Salzburg
Es ist unterm Strich das G’scheiteste – für beide Seiten. Für den Protagonisten. Und für die Salzburger Festspiele. Auch wenn nun dort wieder ein mühsamer Übergangsprozess mit einer garantiert schwierigen Intendantensuche bevorsteht.
Alexander Pereira (65), der amtierende Salzburger Festspielchef, wird ab 2015 Intendant der Mailänder Scala. Darauf einigte sich der Aufsichtsrat des berühmtesten Opernhauses der Welt in einer zweieinhalbstündigen Sitzung. Der Kulturmanager aus Wien hatte sich als einer von 25 beworben. Pereiras Vertrag in Salzburg läuft bis nach dem Sommer 2016.
Dauerkonflikt
Der Konflikt war eskaliert, weil Pereira immer wieder eine Erhöhung des vom Aufsichtsrat genehmigten Budgets (zuletzt 61,5 Millionen Euro) gefordert hatte. Er hatte zugesagt, den Mehraufwand mit Sponsoren zu finanzieren. Salzburg sah sich aber am Zenit angelangt – sowohl was die budgetäre Situation, als auch was das umfangreiche Programm betrifft. Pereira wird jedenfalls als der Intendant in Erinnerung bleiben, der größten Wert auf Masse legte. Nach seinem ersten Festspielsommer war in vielen Kommentaren die Rede davon, dass dafür die Qualität teilweise auf der Strecke geblieben sei.
In Mailand, wo er dem Franzosen Stéphane Lissner nachfolgt, wird er es auch nötig haben, das Theater mit Hilfe von Sponsoren besser abzusichern. Lissner war übrigens, als Pereira zum Salzburg-Chef gewählt wurde, auch im Rennen für die Intendanz des weltgrößten Festivals, unterlag aber Pereira und auch Pierre Audi, der nun wiederum mit Pereira im Rennen für Mailand war. Was dieses Karussell zeigt: Wie klein die Intendantenszene ist. Und wie wichtigen manchen die eigene Karriere ist.
Pereira hat in Mailand schon einen Wohnsitz nahe der Scala. Den hatte er für seine Freundin Daniela gemietet, die dort Mode studiert.
Salzburg-Kenner rechnen bis zu Pereiras Abgang mit einen weiteren Konflikten. Der Intendant hatte zwar gemeint, einen Sommer lang problemlos Salzburg parallel zu Mailand leiten zu können. Das wird das Kuratorium aber nie akzeptieren. Mögliche Szenarien: Man wirft Pereira Vertragsbruch vor und ihn bald raus, womit Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf interimistisch übernehmen könnte. Oder Pereira bleibt noch zwei, drei Jahre. An der Dringlichkeit einer Suche nach einer langfristigen Lösung ändert das wenig: Die Zeit für eine seriöse Planung ist extrem knapp.