Kultur

Ein Geburtstag als Fest für das Publikum

Wo und mit wem feiert ein bedeutender Dirigent einen runden Geburtstag? Natürlich im Musikverein und am Pult der Wiener Philharmoniker. Zu seinem 60er leitete Semyon Bychkov, der vom Orchester erst spät in den illustren Kreis seiner Dirigenten aufgenommen wurde, am Wochenende ein philharmonisches Abonnementkonzert. Und wie!
Zu Beginn: Richard Wagners „Tannhäuser“-Ouvertüre – ein Werk, das Dirigent wie Orchester gleichermaßen lieben. Das war auch zu hören: Wunderbar die Streicher, schön ausbalanciert die Bläser. Und Bychkov? Der kennt „seinen“ Wagner und empfiehlt sich auch im Wiener Opernbereich für weitere, höhere Aufgaben.

Danach: Mozarts „Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur“ (KV 365) , wobei Bychkovs Frau Marielle Labèque und ihre Schwester Katia die beiden Solo-Parts gestalteten. Das Ergebnis war ein heiteres, etwas unverbindliches, aber technisch naturgemäß sehr gutes pianistisches Pingpong, dem Bychkov und die Philharmoniker sehr gut assistierten. Zugabe inklusive.
Zum Finale aber präsentierten Maestro Bychkov und die fabelhaften (ein Sonderlob dem Hornisten!) Philharmoniker Tschaikowskys fünfte Symphonie. Ein Schlachtfeld der Gefühle, ein expressives Seelen-Bekenntnis, das dank Bychkov und dem Orchester auch in all seinen Facetten erfahrbar wurde.
Denn Bychkov bündelte die Emotionen, ließ sich jedoch nicht zu plakativen Effekten verleiten. Tschaikowsky quasi „in Form gebracht“, ohne aber den inneren Gehalt des Stückes anzutasten – das können nur die Philharmoniker mit einem Top-Dirigenten. Jubel.

KURIER-Wertung: **** von *****