"Eden": Mit Daft Punk auf der Suche nach dem Paradies
Von Alexandra Seibel
Wenn man an die französische House-Musikszene der 90er-Jahre denkt, fällt einem sofort das elektronische Musik-Duo Daft Punk ein. Doch Daft Punk spielen nur eine Nebenrolle – wenn auch eine sehr wichtige – in dem hervorragenden, unaufgeregten Film "Eden" (derzeit im Kino) von Mia Hansen-Løve. Die französische Regisseurin hat mit "Eden" den ersten Film über die House-Szene der 90er-Jahre in Paris erzählt.
KURIER: Ihr Film "Eden" beginnt in den frühen 90er-Jahren: Die Zeitung Le Monde erklärt ihren Lesern, was Ecstasy ist. Die Rave-Kultur erscheint sehr nah und gleichzeitig doch auch schon wieder weit entfernt. Wie empfinden Sie das?
Ihr Film ist auch ein Fest des Vinyls, des Umgangs mit Platten.
Ja, ich habe die Rückkehr zu den Dingen, die damals wichtig waren, sehr genossen. Nachdem mein Bruder als DJ aufhörte, hatte er keinen Platz für seine riesige Plattensammlung und musste sie bei seinen Freunden verstauen. Als wir zu drehen begannen, gruben wir all diese Platten wieder aus und gaben ihnen quasi ein neues Leben. Ein zentraler Punkt für mich war auch die Darstellung der Hände. Alles läuft bei einem DJ über die Hände, und ich wollte die Schönheit der Bewegungen zeigen.
Es gibt eine witzige Szene, in der das berühmte Musiker-Duo Daft Punk nicht in einen Club hineinkommt, weil man ihre Gesichter nicht kennt. Wie involviert waren die beiden?
Daft Punk wurden Weltstars, während Ihr Bruder letztlich nicht von seiner DJ-Karriere leben konnte und sie aufgab. Gab es da ein Gefühl von Bitterkeit?
Nein, er war niemals bitter, und das fand ich sehr schön. Das habe ich auch versucht zu erzählen: Dass die Hauptfigur Paul in meinem Film ein Fan von Daft Punk ist und weiß, was für ein besonderes Talent sie haben.
Natürlich ist ihm klar, was sie von ihm unterscheidet und das stimmt ihn melancholisch. Aber es hält ihn nie ab, ihre Musik zu lieben.
Woher kommt Ihr Titel "Eden"?
"Eden" war das erste französische Fanzine über House-Music und für die Szene und auch meinen Bruder unglaublich wichtig. Als ich den Titel hörte, wusste ich sofort, dass er genau auf meinen Film zutrifft: Es geht um ein Paradies, das verloren war und das es auch in den 90ern nicht mehr gab.