Kultur

Doch kein Chilla-Gorilla aus Manila

Als ihr Schimmi beim Kostümverleiher war und verkündete: "Grüß Gott, ich möchte mich für die Ninni zum Affen machen", da haben die Zuhörer beim Bachmann-Preis sehr gelacht, und die Jury war begeistert.

Ein Siegertext.

Dass die gebürtige Linzerin Teresa Präauer mit dem Affenzirkus eines Mannes dann jedoch keinen der Preise nach Hause nehmen durfte, war die größte Überraschung in Klagenfurt 2015.

Getreten

Schimmis Monolog ist inzwischen länger geworden, ein Roman ist "Oh Schimmi" jetzt, alles blieb wunderbar im Rhythmus, auch hysterisch ... aber eines hat sich an dem Soundtrack geändert:

Man bekommt bald genug; und das Lachen gelingt beim Lesen nicht mehr.

Denn Dramatisches hat sich vor die Annäherungsversuche im Affenkostüm geschoben: Der Schimmi (bzw. der Jimmy) ist geistig behindert. Ein Erwachsener, aber Kind.

Ihm hatte, als er wirklich noch ein Bub war, ein Pferd gegen den Kopf getreten. So wird im Text bekannt gegeben.

Es gibt ja viele Typen, die sich die Welt und sich selbst so zurecht lügen, um leben zu können. Schimmi aber kann nichts für seine vertrottelte Sichtweise. Nun bekommt man Mitleid, wenn er ruft: "Ich bin der Hotteste unter den Hotten, der Fresheste unter den Freshen. Ich bin der Chilla-Gorilla aus Manila!"

Das sei doch nur logicalisch, sagt er. Die Ladys sehen in ihm halt den affengeilen Obermakaken ... Oh Jammer, da hat uns Teresa Präauer etwas angetan.

Die 37-Jährige, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei studiert hat, kann auch mit Wörtern malen.

In diesem dritten Roman tupft und spritzt sie damit herum, sodass das Buch sehr spontan klingt. Ist aber Satz für Satz wohlgeformt.

Schimmi ist die meiste Zeit mit seiner Mutter in einer Wohnung eingesperrt. Er glaubt, sie sei reich. Aber es sieht danach aus, als müsse sie sich prostituieren, um das Leben zu finanzieren.

Ungepflückt

Mama muss ihm das Telefon wegnehmen, sonst führt er teure Sexgespräche ... die er missversteht:

Wenn die Frauen zu ihm "Komm!" rufen, will er wirklich zu ihnen kommen. Aber da haben sich bestimmt auch schon Klügere geirrt.

Schimmi beobachtet am Fenster seine Nachbarschaft, z. B. die Ninni beobachtet er, wenn sie sich die Nägel lackiert: "Meine Kaktusblüte, du bist noch ungepflückt."

Es wird immer schwieriger, sich darüber zu freuen, was Teresa Präauer mit Sprache alles aufführen kann.

Man ermattet.


Teresa Präauer:
„Oh Schimmi“
Wallstein Verlag.
190 Seiten.
20,50 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern