Kultur

Großes Kopf-Kino mit Retro-Charme

Seit mehr als 60 Jahren läuft Agatha Christies „Die Mausefallenonstop am Londoner Westend. Und auch wenn die Wiener Kammerspiele diesen unfassbaren Rekord gewiss nicht brechen werden – ein Hit dürfte die Neuproduktion in der Regie von Folke Braband allemal werden.

Denn Braband inszeniert Christies klassisches Whodunit wie einen Schwarz-Weiß-Film der 50er-Jahre. In einer abgelegenen, kleinen Pension sind acht Menschen wegen starken Schneefalls von der Außenwelt abgeschnitten. Als auch noch die Telefonleitung gekappt wird und sich Detective Sergeant Trotter bald auf Mördersuche machen muss, ist klar: Jeder ist verdächtig, jeder könnte der Täter, jeder könnte aber auch das nächste Opfer sein ...

Szenenfotos aus der "Mausefalle"

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Wie im Film

Regisseur Braband und sein genialer Bühnen- und Kostümbildner Stephan Dietrich tauchen die Szenerie in wohliges Schwarz-Weiß, in einen klassischen Rahmen mit wenigen Farbtupfern, bedrohlicher Musik (Felix Huber) und einer klug eingesetzten Leinwand. Und schon ist das Publikum mitten in den bekannten Krimis einer Miss Marple oder eines Edgar Wallace.

Lustvoll wird mit Anspielungen und Querverweisen jongliert; neben Suspense darf auch Witz nicht fehlen. Selbst der finale Abspann ist noch großes Kino.

Ja, diese „ Mausefalle“ schnappt zu, auch dank der wunderbaren Darsteller. Vor allem Martin Zauner als Detective Sergeant Trotter und Heribert Sasse als mysteriöser Major Metcalf kosten ihre Rollen lustvoll aus, spielen virtuos mit Lüge und Wahrheit. Gleiches gilt für Marianne Nentwich, die ihre Mrs. Boyle als herrlich-nörgelnde Schreckschraube anlegt; als Mr. Paravicini erinnert Siegfried Walther auch frappant an den großen Peter Ustinov.

Martin Niedermair darf als Christopher Wren auch einen auf Klaus Kinski machen; Silvia Meisterle gibt die Miss Casewell als eher Frauen verschlingenden Vamp. Alexandra Krismer und Alexander Jagsch sind das nicht minder seltsame Ehepaar Ralston.

Wer letztlich der Mörder ist? Das wird hier nicht verraten. Da hilft nur ein Lokalaugenschein.

KURIER-Wertung:

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