Die Hoffnung nach dem Scheitern
Diese Frau bleibt sich treu ihr Leben lang: Ariane Mnouchkine, die 72 Jahre alte ewig junge Grande Dame des revolutionären Theaters in Frankreich, macht Kindertheater für Erwachsene. Die leitende Phantastin und inspirative Kommandeuse des legendären Théâtre du Soleil eroberte schon 2008 das Publikum im Sturm mit Les Éphémères (Die Vergänglichen) bei den Wiener Festwochen.
Les Naufragés du Fol Espoir (Aurores) – Schiffbruch mit verrückter Hoffnung (Morgenröte), ab 20. Mai in derMesse Wien, Halle A, ist ein Stück über das Scheiternals Chance. Eine Collage aus Kinderbuch, Abenteuerromanund Zeitgeschichte. Über den Zauber der Illusionen.Erzählt wird nach einem unvollendeten Romanvon Jules Verne von Gestrandeten am Kap Hoorn amVorabend des Ersten Weltkrieges. Wie ein paar Idealistenversuchen, die abenteuerliche Geschichte einereuropäischen Auswanderergruppe in Feuerland ineinem Film nachzuerzählen, der doch nie fertig wird.
Die Welttheaterregisseurin orientiert ihre Inszenierung an den Anfängen des Films und lässt ihre Akteure in Anspielung auf die Zeiten des Stummfilms regelrecht „lautlos" agieren. Nach dem Scheitern bleibt – als Trost – immer noch die Hoffnung auf eine bessere Welt. Die Kraft der Illusion, wie sie die Theatertruppe und die Figuren zeigen, weist einen Weg aus der vermeintlichen Ausweglosigkeit. Ein Häuflein Menschen entwickelt unter dem Druck des Notwendigen erstaunliches Potential.
Eine Collage aus Kinderbuch, Abenteuerroman und Zeitgeschichte.
Wie soll, wie wird die neue Gesellschaft aussehen? Ariane Mnouchkine umkreist die Frage auf mehreren Ebenen. Und alsbald wird klar: Wenn wir scheitern, müssen wir eben wieder neu anfangen. Daran führt kein Weg vorbei, so die Quintessenz: Es gibt keine Alternative. Und Fortschritt ist kein Fortschritt, solange keine humanistischen Ideale eingebunden sind.