Kultur

Der Witz am Wahnsinn kommt nicht vor

Aus dem Stoff hätte man mehr machen können. Ein klassischer Fall, wo das G'schichtl besser ist als die Geschichte selber. Und die Theatergruppe favouriteplays hatte ja angekündigt, beide zu verknüpfen.

Im Wiener TAG zeigte sie "Fellini Paradiso", eine Farce über des Regiegenies nie verfilmtes Drehbuch "Die Reise des G. Mastorno". Es wäre seine beste Arbeit geworden, glaubte Fellini, doch dann: "Kam mir der Verdacht, der Film sei im Begriff, mich zu töten."

Die Fakten: 1967 warf Fellini das Projekt nach eineinhalb Jahren Vorbereitung entnervt hin. Produzent Dino De Laurentiis klagte ihn auf 3,5 Millionen Euro Schadenersatz und erwirkte einen Pfändungsbeschluss.

Die Fiktion: Violoncellist G. Mastorna sitzt in einem Flieger, der notlandet.
Der Musiker findet sich in einer kafkaesk-alfred-kubinischen Kleinstadt wieder, aus der es kein Entrinnen gibt. Weil er tot ist.
Dies darzustellen gelingt.

Gottfried Neuner ist ein guter Mastorna, halb wahnsinnig mit Gott rechtend: Dein Paradies ist ein schäbiges Varieté! Julian Loidl gibt von Portier bis Polizeichef alle Ungustln darin. Petra Strasser und Agnieszka Wellenger lassen mit blauem Muttergottesumhang und Wandergitarre ahnen, dass hinterm Travestiealbtraum "Bedeutendes" steckt.

Neuner soll aber auch (Kennzeichen: roter Schal) Fellini sein. Und dessen Scheitern, der Kampf des Filmemachers gegen den Filmtycoon, der ganze Witz am Wahnsinn also kommt nicht vor.

KURIER-Wertung: *** von *****