Der schönste Liebestanz seit langem
Von Susanne Lintl
Sie drücken sich, wirbeln einander herum, rennen und hüpfen, küssen sich heiß, bis sie erschöpft am Boden liegen: Der Fischer und die Seehundfrau haben sich gefunden. Sie willigt ein, seine Frau zu werden und ein Kind mit ihm zu haben. Aber nur unter der Bedingung, dass er ihr nach sieben Jahren ihr Seehundfell zurück gibt.
Was er dann nicht tut.
Es ist ein zärtliches und trauriges, ein grausames und poetisches Inuit-Märchen, das Sara Ostertag im Rahmen des Festivals Wien Modern im Dschungel inszeniert hat. Eine gelungene Mixtur aus Sprechgesängen, modernen Sounddesign-Elementen, Tanz und Schauspiel. Ein angenehm flirrender Klangteppich (für den die Musikerinnen Jelena Popržan, Maja Osojnik und Mona Matbou Riahi sorgen) mit viel Liebe und Weh und Dreh.
Sehr gut die Darsteller Michèle Rohrbach und Simon Dietersdorfer sowie Sängerin Anna Clare Hauf, die ständig und scheinbar mühelos in die Rollen der jeweils anderen schlüpfen und dabei körperliche Höchstleistungen vollbringen. Noch bis 19.11.
KURIER-Wertung: **** von *****
Einige der Kinder der vierten Klasse der Volksschule Kritzendorf (NÖ) schilderten dem Online-Kinder-KURIER nach der Premiere ihre Eindrücke. Sie hatten zuvor als Hausübung, wie sie erzählen, die Geschichte gelesen. Und praktisch allen gefiel die Aufführung – den meisten sowohl das Schauspiel als auch die Musik.
Caroline: Es hat mir sehr gut gefallen, ein bisschen verwirrend fand ich, dass sie so oft die Rollen getauscht haben. (Bei Vater, Mutter, Kind wechseln einander die beiden Darsteller_innen und die Sängerin immer wieder ab.)
Isra: Am besten hat mir der Robbentanz am Anfang gefallen, weniger toll fand ich die Szene wo der Mann die Frau angeschrien hat.
Sibel: Ich fand fast alles schön, am meisten auch den Robbentanz. Irgendwie verwirrend war das schon, dass sie da immer wieder die Rollen getauscht haben.
Joelle: Es war schon toll, total lustig, aber auch ein bisschen traurig.
Marina: Mir hat das Stück sehr gut gefallen, am allerbesten aber der Tanz der Seehunde am Anfang.
Hier stimmen die zuvor zu Wort gekommenen auch nochmals ein und meinen, dass ihnen dieser Tanz so gut gefallen hat, „weil die sich wirklich so bewegt haben wie Robben“. Außerdem geben sie noch preis, dass sie fast alle selber auch Instrumente spielen oder gespielt haben – von Blockflöte über Geige bis zu Trommel und Gitarre. Aber fast allen fehlt die Zeit, ihre Instrumente weiter zu spielen.
Nach dieser Interviewrunde strömen alle Kids für ein Klassenfoto zusammen und bevor alle wieder in der Theatersaal verschwinden, um eine Abenteuernacht zu erleben, geben ein paar noch Statements ab.
Stefan: Mir hat Oruk, das Kind am besten in dem Stück gefallen.
Ahmet: Ich fand es besonders schön, dass alle so schön geredet und nicht die ganze zeit geschrien haben.
Johanna: Generell hat's mir schon gut gefallen, nur irgendwie finde ich das Singen so ähnlich wie bei einer Oper nicht so schön, das ist nicht mein Musikstil.
Kathi: Gefallen hat es mir schon, aber nicht so gut fand ich, dass sie ständig die Rollen gewechselt haben.
Wenzel: Genau das fand ich cool, dieser Rollentausch ist so richtig kreativ.
Katharina: Das Stück hat mir gut gefallen, aber eine Sache gab's, die hat mich verwirrt – als am Schluss die eine ganz schlammig auf dem Boden lag.
aufgezeichnet von: Heinz Wagner