Kultur

"Das Spiel: Die Möwe“ im TAG

Anton Tschechow schrieb über seine grimmigen Menschenstudien gerne als Genrebezeichnung "Komödie". Viel spricht dafür, dass Tschechow das ernst meinte – lächerliche Menschen, die in lächerlichen Leben feststecken und über die man nur lachen kann. Die Inszenierungen seines Förderers, des Echtheitsfanatikers Stanislawski, empfand Tschechow als zu rührselig, Sentimentalität war ihm zuwider.

Insofern ist die Neufassung von Tschechows " Möwe", die der aus Litauen stammende Theatermacher Arturas Valudskis für das Theater an der Gumpendorfer Straße schrieb und inszenierte, ganz in Tschechows Sinn.

"Die Möwe" zeigt ein Künstler-Soziotop: Die Schauspielerin Irina Arkadina und ihr Geliebter, der Schriftsteller Boris Trigorin, verkörpern die alte Garde, die Traditionalisten. Irinas Sohn Konstantin ist ebenfalls Autor, er liebt die junge Nina, die Schauspielerin werden will (und Trigorin liebt). Die Jungen suchen nach neuen Ausdrucksformen, sind aber als Künstler letztlich ebenso lächerlich und zweitklassig wie die Alten.

In gerade einmal 80 Minuten zeigt Valudskis mit bissigem Humor Menschen, die sogar daran scheitern, sich selbst glaubwürdig zu spielen. Die aufs Äußerste reduzierte Inszenierung fasziniert (und überfordert auch manche im Publikum). Höhepunkt der Aufführung: Irina gibt der jüngeren Kollegin anhand eines Elektra-Monologs Schauspielunterricht und verliert sich dabei in groteskem Pathos, während Nina ebenso brutal daran scheitert, die selbe Szene "natürlich" zu spielen.

Michaela Kaspar (Irinia), Markus Kofler (Trigorin), Raphael Nicholas (Konstantin), Julia Schranz (Nina) und Claudia Kottal (Mascha) spielen hinreißend.

KURIER-Wertung: