Corona: Albertina stellt Führungen teilweise ein
Von Michael Huber
Mit Freitag, 23. 10. sind Versammlungen in Innenräumen nur mehr mit Gruppengrößen bis zu 6 Personen erlaubt. Während es für Kulturveranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen Ausnahmeregelungen gibt, trifft die Maßnahme die Kunstvermittlung in Museen und Kunsthäusern direkt: Weil bei Führungen oder Workshops kein Verharren am Sitzplatz möglich ist, müssen Gruppengrößen angepasst werden.
Als erstes großes Bundesmuseum hat nun die Albertina bekannt gegeben, demnächst auf öffentliche Führungen zu verzichten: Ab sofort gebe es in der Dependance "Albertina Modern" keine öffentlichen Führungen mehr, heißt es auf KURIER-Anfrage. Im Haupthaus gelte diese Regelung ab dem 16.11. - hier wolle man das Angebot von (meist) zwei täglichen, spontan zugänglichen Führungen noch bis zum Auslaufen der Ausstellung "Van Gogh, Cezanne, Matisse - die Sammlung Hahnloser" aufrecht erhalten.
Bei Gruppen zu maximal 6 Erwachsenen könne man die Führungen "nicht mehr in einer wirtschaftlich sinnvollen Weise durchführen", heißt es. Allerdings relativierte eine Sprecherin des Museums die Einschränkungen nach der Erstpublikation dieses Artikels wieder: Man plane das Vermittlungsangebot in Abstimmung mit der Verordnung neu und wolle öffentliche Angebote wie Kuratorenführungen weiter durchführen, ebenso Workshops für Kinder und Jugendliche. Nicht betroffen seien jedenfalls Führungen für Gruppen, die vorab gebucht würden.
Reduzierte Gruppengrößen
Aus anderen Häusern erfuhr der KURIER vorerst noch keine vergleichbaren Einschränkungen im Kunstvermittlungsangebot. Gruppengrößen müssten freilich überall reduziert werden, heißt es u.a. auch aus der Kunsthalle Wien, wo am Standort Karlsplatz derzeit eine auf Kinder ausgerichtete Mitmachausstellung läuft: Die Schau "Denk(dir)mal" lädt junge Besucherinnen ein, ihre eigenen Denkmäler zu entwerfen oder aber bestehende Denkmäler zu modifizieren. Die Zeichen- und Bastelarbeiten sind nun nur noch im kleineren Kreis möglich, man habe die Laufzeit aber bis 8.11. verlängert.
"Wirtschaftlich ist eine weitere Reduktion natürlich extrem schwierig. Aber wir werden uns bemühen die Führungen mit sechs Personen auch weiterhin durchzuführen, da wir die Kunstvermittlung als unseren kulturpolitischen Auftrag ansehen", heißt es auf Anfrage aus dem mumok. Auch das MAK plant vorerst keine Änderungen an seinem Vermittlungsprogramm.
"Keine Langeweile"
Das KHM sendete am Mittwoch gar eine Pressemeldung aus, um sein Kinderprogramm in den Herbstferien zu bewerben - mit Azteken-Workshops im Weltmuseum oder einer Harry-Potter-Führung auf Schloss Ambras in Innsbruck würde "keine Langeweile" aufkommen, hieß es darin.
Wirtschaftlich ist das Angebot der Kunsthäuser längst nicht mehr "sinnvoll" durchführbar - die Verluste im laufenden Jahr werden sich allein für die Bundesmuseen manchen Schätzungen zufolge auf 55 Millionen Euro belaufen, wobei manche Häuser durch den Wegfall des Tourismus stärker getroffen werden als andere. Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder machte sich seit Beginn der Pandemie immer wieder für eine Kompensation des Einnahmenentgangs stark - bislang hat der Bund mehr als 10 Millionen Euro zur Liquiditätssicherung ausgeschüttet.