Sie hat das Schicksal der Roma öffentlich gemacht
Mit ihren Büchern und Bildern trug sie maßgeblich dazu bei, das Schicksal der Roma zu Zeiten des Nationalsozialismus an die Öffentlichkeit zu bringen. Nun ist die gebürtige Steirerin und Romni Ceija Stojka im Alter von 79 Jahren in einem Wiener Spital verstorben. "Ich habe zum Stift gegriffen, weil ich mich öffnen musste, schreien", erklärte die Malerin, Sängerin und Autorin 2004 bei einer Ausstellung im Jüdischen Museum ihren Antrieb.
Worte und Bilder
2005 gab es erneut eine Zusammenarbeit mit Berger, die auch als Herausgeberin ihrer Bücher fungierte. Die Doku "Unter den Brettern hellgrünes Gras" (2005) befasst sich in kompakter Weise, beinahe gänzlich auf das gesprochene Wort setzend, neuerlich mit der Lebensgeschichte von Ceija Stojka und wurde 2006 mit dem Fernsehpreis der Erwachsenenbildung bedacht.
Stojka wurde im Laufe ihres Lebens mit etlichen Auszeichnungen bedacht, so erhielt sie u.a. den Bruno Kreisky-Preis für das politische Buch (1993), den "Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage" der bayrischen SPD (2000), das Goldene Verdienstkreuz des Landes Wien (2001), die Humanitätsmedaille der Stadt Linz (2004), das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich (2005) und den Fernsehpreises der Erwachsenenbildung (2006). 2009 wurde sie von Kulturministerin Claudia Schmied (S) mit dem Berufstitel Professorin bedacht.
Für Schmied leistete Stojka "Unschätzbares" für die österreichischen Roma, ihr Zeugnis gebe "Mut und Hoffnung, dass der Schwur 'Nie wieder' mehr als ein historisches Versprechen ist und sein wird". Auch Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) würdigte Stojka als "große Persönlichkeit und Künstlerin, die wesentlich zum Selbstbewusstsein der Roma, Sinti und Lowara beitrug". Sie sei die erste gewesen, die mit ihren Lebenserinnerungen auf deren Diskriminierung und deren Schicksal in den NS-Vernichtungslagern aufmerksam gemacht hat. "Wir haben ihr viel zu verdanken", so der Stadtrat.
Anlässlich des 80. Geburtstags, den die Künstlerin im Mai gefeiert hätte, erscheinen im Wiener Picus Verlag "Aufzeichnungen einer Romni zwischen den Welten", wie der Untertitel zur Neuauflage ihrer beiden Erinnerungsbücher lautet, die erstmals in einem Band erhältlich sind. "Dieses Buch wirkte wie ein Initialfunke in einer gesellschaftlichen Situation, in der sich ein Teil der österreichischen Bevölkerung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus zu konfrontieren begann", schreibt Berger im Vorwort. "Ihre Worte und ihre Persönlichkeit haben bei vielen Menschen Sichtweisen verändert, haben einen Anstoß gegeben, neues Wissen aufzunehmen und Vorurteile abzubauen."
Übrigens: Das Wort Rom in der Sprache Romanes bedeutet auf Deutsch: Mensch