Kultur

Caligula: Personalabbau mit Plüschpferdchen

Der Schluss ist schön. Österreichisch. Wo der von den Dolchen seiner Gegner traktierte "Caligula" bei Camus schreit: Noch lebe ich!, setzt er sich bei Jan Lauwers an den Esstisch. Zu Schnitzerl und einem Glaserl Wein.

Soweit das Statement des belgischen Multikünstlers zur Zweiten-Weltkriegs-Parabel des französischen Philosophen: Volksniedertreter verrecken nicht, sie fressen einfach immer weiter ...

Jauwers inszenierte Albert Camus’ "Caligula" im Kasino des Burgtheaters. Die erste Arbeit des "Artist in Residence", an der mehr Burgschauspieler als Mitglieder seiner Needcompany beteiligt sind. Und die wissen halt, wie’s geht: Cornelius Obonya (als Gast) entwirft den römischen Kaiser nicht als schlicht "Verrückten", sondern als einen, der seine "logischen" Schlussfolgerungen bis zum bitteren Ende der anderen verfolgt. Ein sehr subtiler Irrsinn, für den Obonya virtuos Stimm- und Stimmungslagen moduliert.

Dabei hilft ihm "The Shimmering Beast", eine vibrierende, aus goldenen Schlagzeugbecken bestehende Klanginstallation von Nicolas Field – der außerdem live on Drums zu hören ist.

Großes Schauspiel

Neben dem großartigen Obonya brillieren Maria Happel, mit wiegenden Hüften und wogendem Busen als Caesonia die Hohepriesterin des Bösen. Und die Verschwörer: Hans Petter Dahl als durch Hass klug gewordener Scipio, André Meyer, der als Cherea einfach kalt Rache nehmen will, Falk Rockstroh, dessen Lepidus emotionalisiert den "Hilferuf der Tugend" vernimmt. Hermann Scheidleder ist ein wunderbarer Diener seines düsteren Herrn Caligula.

Viele von ihnen werden am Schnitzelessen schon als Tote teilnehmen. Das nennt der Tyrann mit zweckfreier Bosheit "Personalabbau" ...

Die Aufführung schwächelt, wenn sich Lauwers nicht zwischen den Notwendigkeiten des Stücks und denen der Needcompany entscheiden konnte. So ist sein üblicher Einsatz von Live-Video hier völlig überflüssig. (Wozu bitte wird Geschirr abgefilmt und das auf drei Minimonitoren übertragen?)

Ebenso wie eine nicht schockierende, sondern schockierend lächerliche Vergewaltigungsszene mit einem "paarungsbereiten" Plüschpferd. Nach der sich "Octavia" Anneka Bonnema Schaum auf die Oberschenkel und um die Lippen schmiert.

War das ernst gemeint?

Oder sponsored bei Steiff?

KURIER-Wertung: **** von *****

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