Im Buch der toten Dinge steht Papa an der 28. Stelle
Von Peter Pisa
Der Hering ist nicht mehr am Leben / im Leben geht recht viel daneben.
So steht’s in dem schwedischen Bilderbuch "Die besten Beerdigungen der Welt", in dem Trauer und Lebensfreude dicht nebeneinander zu finden sind.
Angeblich ist es für Vier-, Fünfjährige: Kinder gründen eine Firma und sind nett zu den toten Vögeln, Hummeln, und Heringen (aus dem Eiskasten). Am Grab werden ernsthaft Gedichte vorgetragen, es wird geweint, und am nächsten Tag wird etwas anderes gespielt. Aber die Begräbnisse waren wichtig für die Kinder. Befreiend.
Bei IKEA
"Noch so eine Tatsache über die Welt" ist angeblich für Erwachsene – und liest sich wie die Langfassung zum Thema:
Was ist Trauer? Kann man leben im Wissen, dass alle, die man liebt, jederzeit sterben können?
In dem australischen Roman beschäftigt sich eine Siebenjährige mit dem Tod. Als ihr Hund Rambo stirbt, beginnt sie mit ihrem "Buch der Toten Dinge". Der Hund ist die Nummer 1 ihrer Eintragungen. Millies Vater wird die Nummer 28. Krebs.
Und das Mädchen wird fragen: Wo kommen die Menschen hin, die gut sind UND böse? Mutter wird antworten: Zu IKEA.
Der 35-jährigen Australierin Brooke Davis ist ein heiterer internationaler Bestsellern gelungen.
Ein poetischer, tanzender, das auch.
Und einer, der durchaus nerven kann, weil Siebenjährige halt nerven können.
Und sehr auf Wirkung ist der Roman aus. Jeder Satz bemüht sich, zum Aha-Erlebnis zu werden. Das strengt an.
Millie begegnet auf ihrer Erkundungsreise dem 87-jährigen Karl, der aus dem Altersheim geflüchtet ist.
Besonderes Kennzeichen: Er tippt sein Tagebuch in die Luft, ständig. Karl wird das Vergnügen haben, eine Grabrede auf eine Fliege halten zu dürfen: "Die Fliege, von vielen geliebt und unvergessen." Räusper, räusper.
Dann singt er "God save our gracious Queen."
Millie lernt auch die 82-jährige grantige Agatha kennen. Seit dem Tod ihres Mannes (vor sieben Jahren) geht sie nicht mehr aus dem Haus. Sie steht am Fenster, beschimpft die Leute.
Gute Typen also. Man kann sich aussuchen, wie man selbst einmal sein wird bzw. sein will. Lesend kann man sich alles aussuchen. Dann ist man aufgewacht.
KURIER-Wertung: