Petition zu Boualem Sansal: "Meinungsfreiheit nur noch eine Erinnerung"
Von Barbara Beer
„Ich lehne es ab, mich von der Angst besiegen zu lassen“. Der auf Französisch schreibende algerische Schriftsteller Boualem Sansal (75), („Erzähl mir vom Paradies“) warnt seit vielen Jahren eindringlich vor den Gefahren des Islamismus. „Algerien ist eine Diktatur des Islamismus, eines schrecklichen Fundamentalismus,“ erklärte er etwa vor einigen Monaten. Obwohl er immer wieder bedroht wird, lebt Sansal nach wie vor mit seiner Familie in der Nähe von Algier.
Am 16. November ist Sansal am Flughafen von Algier festgenommen geworden. Nun droht ihm eine Anklage wegen Hochverrats. Dutzende Autoren haben jetzt eine Petition unterzeichnet, in der sie die „sofortige Freilassung“ des Schriftstellers fordern.
Die tragische Nachricht von der Verhaftung seines Freundes Boualem Sansal spiegle „eine alarmierende Realität in Algerien wider, wo die Meinungsfreiheit nur noch eine Erinnerung sei“ angesichts der „Unterdrückung, Inhaftierung und der Überwachung der gesamten Gesellschaft“, so der auf Französisch schreibende algerische Journalist und Autor Kamel Daoud, dem vor zwei Wochen der Prix Goncourt für „Houris“ verliehen wurde.
„Wir können nicht schweigen. Es geht um Freiheit, das Recht auf Kultur und unser Leben als Schriftsteller" heißt es weiter in dem Text, der unter anderem von mehreren Nobelpreisträgern unterzeichnet wurde, darunter Jean-Marie Gustave Le Clézio, Salman Rushdie, Orhan Pamuk bis zu Annie Ernaux, die politisch bisher vor allem mit Kritik an Israel von sich reden machte.
Unter den weiteren Unterzeichnern sind unter anderem Andreï Kourkov, Roberto Saviano, Leïla Slimani, Elisabeth Badinter, Bernard-Henri Levy, Tahar Ben Jelloun und Alain Finkielkraut.