Bekannte Flops, die keine waren
Von Karl Oberascher
Rekorde werden diesen Sommer nur am Thermometer aufgestellt. An den Kinokassen konnte man bisher noch keine Superlative vermelden. Die programmierten Blockbuster des Kino-Sommers enttäuschen auf ganzer Linie.
Zwischen Mai und Juli liefen 17 große Blockbuster - allesamt mit dreistelligen Millionenbudgets ausgestattet - in den Kinos an. Ganze sieben der prognostizierten Kassenerfolge enttäuschten. Ob superschnelle Zombies in "World War Z", feindliche Planeten in "After Earth", oder schräge Cowboys in "Lone Ranger", allesamt konnten sie die Erwartungen nicht erfüllen.
Animierte Filme wie "Monster AG" und "Ich, einfach unverbesserlich 2" scheinen zurzeit die einzigen Lichtblicke für die gebeutelten Hollywood-Studios zu sein. Und das, obwohl sie mit weniger Budget, dessen Größe bisher immer auch als Garant für (Kassen)-Erfolg galt, auskommen.
Auch wenn die Zeichen schlecht stehen. Ob die Filme tatsächlich zum Minusgeschäft werden, lässt sich vorerst noch nicht sagen. Auf dem Zweit-Markt der DVD-Verkäufe (und -Verleih) und TV-Ausstrahlungen hat sich schon so mancher vermeintliche Flop zum Kassenfüller gemausert. Der Ruf ist aber erstmal ruiniert.
So wie bei diesen Filmen, die als phänomenale Flops in die Kinogeschichte eingegangen sind, ohne welche gewesen zu sein.
Ein Budget in dreistelliger Millionenhöhe, ein Star, viel Action – ob als Comic-Verfilmung oder Endzeit-Szenario. Blockbuster galten in den vergangenen Jahren als sichere Bank.
Lieber 100 Millionen Dollar in eine große Produktion stecken und sie mit 50 Millionen bewerben, als mit dem Geld vier kleinere Filme zu finanzieren, lautete lange Zeit das Erfolgsrezept, wie Jürgen Schmieder in der Süddeutschen Zeitung aufzeigt.
Doch in diesem Sommer will der programmierte Selbstläufer Blockbuster einfach nicht ins Rollen kommen. Bereits sieben Filme blieben bis dato hinter den (hoch gesteckten) Erwartungen zurück.
Filme wie „White House Down“ oder „Pacific Rim“, beide mit Produktionskosten von jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke, drohen jedenfalls zu echten Flops zu werden. Ob das auch zu einem Umdenken in Hollywood führt, darüber wird aktuell heftig spekuliert.
"Kreativer Selbstmord"
Dass diesen Sommer mit 17 (bis zum Ende des Jahres werden es dann 19 sein) Filmen besonders viele Blockbuster an den Kinostart gingen, dürfte nur ein Teil der Erklärung sein. Für viele Kritiker sind die Filme auch einfach nicht überzeugend genug.
Bereits im Juni hatte Steven Spielberg an der University of Southern California vor Filmstudenten vor einer "Kernschmelze" gewarnt. "Es wird eine Implosion geben, bei der drei, vier oder gar ein halbes Dutzend Filme abstürzen", was laut Spielberg – gemessen am Einspielergebnis einer der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods – letztlich auch für einen Paradigmenwechsel sorgen werde.
Regie-Kollege Steven Soderbergh befürchtet den gegenteiligen Effekt. In Cannes behauptete er Ende Mai, dass die Filmstudios Hollywoods aus "Angst vor dem finanziellen Tod" lieber auf die vermeintlichen Heilsbringer Blockbuster setzen und so letztlich "kreativen Selbstmord" begehen würden.
Sieht man sich das Kino-Programm für das kommende Jahr an, dürfte er zumindest mit erster Annahme Recht behalten. 2014 sind vor allem Fortsetzungen und Superhelden-Filme geplant. So kommt mit "The Fast and The Furious 7“ gleich der sechste Aufguss des Action-Krachers in die Kinos. "Amazing Spider-Man 2", "The Expendables 3", und "Transformers 4“ folgen.
Populär wurde der Begriff "Blockbuster" erst Ende der 50er Jahre. Er bezeichnete Produktionen, die vor allem auf kommerziellen Erfolg ausgerichtet waren.
Das sollte vor allem durch neue Werbestrategien, die bis dato unerreichte Produktionssummen sowie Gagen der Stars laut verkündeten, gelingen. Zu diesen Blockbustern gehörten zwischen 1959 und 1966 Filme wie "Ben Hur", "Spartacus", "West Side Story", oder "Lawrence von Arabien".
Um die hohen Einspielergebnissen, englisch als Box Office bezeichnet, zu erreichen, müssen die Filme möglichst beide Geschlechter und alle Altersschichten ansprechen. Durch den damit einhergehenden finanziellen Erfolg dienen Blockbuster als "Tentpoles" (Zeltstangen) für die Filmstudios, die damit die Verluste weniger erfolgreiche - und inhaltlich oft mutigerer - Filme ausgleichen.