Kultur

Anklage und Flehen: Jelineks Flüchtlingsdrama "Die Schutzbefohlenen"

Olaf Altmann, künstlerischer Partner von Regisseur Michael Thalheimer, hat für Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen" eines seiner genialen Bühnenbilder gebaut: Einen hohen, schwarzen, hermetischen Raum, der ebenso Schiff wie Kirchenschiff sein kann, auf dem Boden steht das Wasser schon beinahe kniehoch. Im Hintergrund klafft ein kreuzförmiger Riss, durch ihn klettern die Darsteller herein und stolpern sofort ins Wasser.

Jelineks Text ist inspiriert von der Votivkirchen-Besetzung und von den Flüchtlingsdramen im Meer von Lampedusa. Die Gesichter mit Müllsäcken verhüllt, flüstern die taumelnden Gestalten "Wir leben!" und formieren sich zum Chor, formulieren bittere Anklagen und flehen um Schutz. Thalheimer hat Jelineks packenden (und auch witzigen) Text genial in Chor- und Solopassagen arrangiert. Am Ende klingt der Applaus fast erschrocken – bevor der Jubel anschwillt.