Kultur

Mut auf den zweiten Blick

Wie soll es später sein, wie wird es sein? Eine(r) verstummt und versinkt im Jammer; eine(r) sagt: „Jetzt geh’ ich’s an!“

Manche Fotos der in Villach geborenen Angelika Kampfer, die ab nächster Woche in der Wiener Hauptbücherei am Gürtel hängen werden, erschrecken. Kurz.

Je länger man in die Gesichter schaut (und dadurch ins eigene, zukünftige Gesicht), desto eher vergeht die Angst vor dem Alter.

Angelika Kampfers Bilder machen erst auf den zweiten Blick Mut: Ja, es könnte in Würde zu Ende gehen.

Ausstellung und das Buch „ALT – umsorgt, versorgt“ (Böhlau Verlag, 36 Euro) kann man auch als Anerkennung für alle Pflegenden verstehen, professionelle und private. „Als Angehörige sind wir in der Pflicht“, sagt Angelika Kampfer. „Und wir gehen dabei nicht leer aus.“

Die 52-Jährige ist als Fotografin mit besonderem sozialen Gspür bekannt. Eine „Beziehungsfotografin“, weil sie keine Bilder schießt,sondern ihre Aufnahmen Gemeinschaftsprojekte mit den Porträtierten sind.

Schon ihre Fotos aus dem Kärntner Mölltal („Bergbauern“, ebenfalls im Böhlau Verlag) waren Verbeugung vor den Menschen, die dann in den Galerien und Büchern ihre Namen behalten haben – damit man sie ordentlich grüßen kann.

Fotos aus „ALT – umsorgt, versorgt“

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Kein Apfelstrudel

So ist das auch bei „ALT – umsorgt, versorgt“: Der 104-jährige Herr Dimitrie Negrau aus einem Grazer „Betreutes Wohnen“-Haus der Caritas wird nicht nur gezeigt, sondern redet auch mit uns: „Wer positiv durchs Leben geht, sieht jung aus.“

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Frau Maria Hofstätter ist 82, bewohnt den Bauernhof ihrer Eltern und sagt: „I mecht no gern dableibn. Oba die Vergesslichkeit – manchmal schimpf i mit mir selber ... Wie viele Kinder i hab? – Da muss i nachdenken.“

Herr Anton Jaresch, 79, hat auf seinem Computer im Pflegeheim Spiele installiert: „I iss alles, nur kan Apfelstrudel.“

Buchpräsentation und Ausstellungsbeginn ist am 10. September um 19.30 Uhr (Hauptbücherei, Urban-Loritz-Platz 21, Foyer). Caritas-Präsident Franz Küberl und Margit Fischer werden eröffnen. Von der Ehefrau des Bundespräsidenten stammt auch das Vorwort im Buch – mit dem Satz: „Es ist gut, sich rechtzeitig mit dem Alter zu befassen.“