Kultur

Angela Gheorghiu: "Wir hören oft nur mit den Augen"

Am Donnerstag ist es so weit: Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Operndiva Angela Gheorghiu als Giacomo Puccinis „Tosca“ ins Haus am Ring zurück. Nicht der einzige Auftritt an der Staatsoper, und auch nicht der einzige in Wien. Ein Gespräch.

KURIER: Sie waren – abgesehen vom Opernball 2012 – lange nicht mehr an der Staatsoper zu erleben? Warum eigentlich?
Angela Gheorghiu:
Es ist kein großes Geheimnis, dass ich mit manchen Direktoren besser auskomme, mit anderen weniger. Mit Ioan Holender kam ich weniger gut aus, mit Dominique Meyer wesentlich besser. Ich muss nicht überall singen, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Aber ich freue mich jetzt umso mehr auf Wien.

Sie werden nach der „Tosca“ auch „La Bohème“ und die Premiere von CileasAdriana Lecouvreur“ singen. Dazu kommt am 23. November ein Galakonzert im Konzerthaus – also Wiener Gheorghiu-Festspiele?
Das könnte man so sagen. Vor allem Adriana Lecouvreur ist eine riesige Herausforderung, aber auch eine Rolle, die ich liebe. Denn da singe und spiele ich als Adriana ja eine Schauspielerin, die in der Oper selbst wiederum spielt. Großartig! Ich mag es sehr, auf der Opernbühne auch agieren zu dürfen. Die Zeiten des bloßen Schön-Singens und an der Rampe-Stehen sind längst vorbei. Das Publikum erwartet auch darstellerisch etwas und fordert zu Recht glaubwürdige Rollengestaltungen. Außerdem träume ich davon, eines Tages in einem reinen Sprechtheaterstück auf der Bühne zu stehen. Vielleicht schreibt jemand ein Stück für mich?

Welches Genre würden Sie sich denn wünschen?
(lacht) Großes Drama natürlich! Aber im Ernst: Wir leben auch in der klassischen Musik in einer sehr visuell fixierten Zeit. Heute geht fast alles über die Optik. Ich habe es da leicht. Denn ich denke, ich sehe nicht so schlecht aus und habe auch eine Stimme. Manche Kolleginnen aber werden von der Plattenindustrie oder auch von Intendanten nur nach Schönheitskriterien besetzt. Es gibt inzwischen auch in der Klassik so viele Starlets, die vielleicht einmal kurz Erfolg haben und dann wieder in der Versenkung verschwinden. Denn wir hören oft nur mit den Augen und kaum mehr mit den Ohren. Das ist fatal.

Inwiefern?
Ganz einfach: Ich glaube nicht, dass eine so großartige Künstlerin wie etwa Montserrat Caballé heute bei einem Operncasting gute Karten hätte. Und das nur, weil sie vielleicht nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Sicher: Gutes Aussehen schadet nicht. Aber um glaubhaft eine Figur zu gestalten, bedarf es immer noch einer Stimme. Das vermisse ich bei einigen medial gehypten Shootingstars doch sehr.

Sie selbst sind längst ein absoluter Superstar, werden oft sogar als Diva bezeichnet ...
(lacht) Wenn Diva heißen soll, dass ich mir nicht alles gefallen lasse und dass ich weiß, was ich will – dann bin ich gerne eine Diva. Aber eigentlich bin ich ganz unkompliziert, beschäftige mich viel mit Musik, bin gern mit Freunden und meiner Familie zusammen. Allüren sehen anders aus.

Aber wie gehen Sie damit um, dass Ihr Privatleben immer ein öffentliches Thema ist, dass auch Ihre Trennung von Roberto Alagna Schlagzeilen machte?
Das muss man akzeptieren. Ich weiß, dass die Medien auf so etwas warten. Aber mein Privatleben gehört nur mir. Und mit einer Trennung gehe ich so um, wie wohl jede andere Frau auch. Ich wünsche mir nur für die Zukunft, dass ich privat glücklicher sein darf und keine Enttäuschungen erlebe. So wie jeder andere Mensch auch.

Und was wünschen Sie sich in beruflicher Hinsicht?
Viele schöne Opernpartien, in denen ich aufgehen kann. Dazu tolle Dirigenten, Partner und Regisseure – und ein Publikum, das jeden Abend mitgeht, mitfiebert, mitlacht oder mitweint. Musik kann unser Innerstes so berühren wie kaum etwas anderes. Wenn ich ein wenig dazu beitragen kann, den Menschen Gefühle zu vermitteln, dann bin ich zufrieden.

Termine

Repertoire
Am Ring ist die Sopranistin am 5., 8., 11. und 15. September als Puccinis „Tosca“ zu hören. Am 4., 7. und 11. Dezember singt sie die Mimì in Puccinis „La Bohème“.

Premiere
Am 16. Februar 2014 hat Francesco CileasAdriana Lecouvreur“ Premiere. Weitere Termine: 19., 22. Februar sowie 4., 8. und 12. März 2014.

Galakonzert
Am 23. November ist Gheorghiu im Rahmen des Zyklus „Great Voices“ im Konzerthaus bei einem Galakonzert zu erleben.