Kultur

Land der Wadln

Wo eine Urgewalt auf die Erden knallt, wird’s im Sommer warm und im Winter kalt.“

Man kann also vieles lernen beim neuen Album von Andreas Gabalier.

Etwa auch, dass Frauen kesse „Zuckerpuppen“ oder auch wahlweise „Engerln“ sind und insbesondere deren junge Inkarnationen oftmals „knackige Wadln“ haben. Dass die „ewigen Werte“ gewisser Nationen vordringlich in der Lederhose zu finden sind. Dass Sportler „für ewige Zeiten Nationsidol“ sind.

Und dass die erfolgreichste Populärmusik, die das Land derzeit zu bieten hat, keine Angst vor Schlagerniveau hat. Gabalier ist für die Aufnahme seiner neuen CD nach Nashville geflogen, in die Heimat des Country und des Rock’n’Roll. Und es ist fast schon wieder ein Kunststück, dort auch nichts anderes zu entdecken als die innere Berglandschaft. Wo Hubert von Goisern in der Heimat die ganze Welt in all ihrer Vielfalt findet, dreht Gabalier den Spieß um: Hier wird, zu Rock’n’Roll mit Ziehharmonika, die Welt als Wiese und Lederhose besungen.

Erfolg

Gabalier ist der heimische Musikstar der Stunde, hat 700.000 Tonträger verkauft und 16-mal Platin bekommen. Und dennoch: Zwischen den inhaltlichen Eckpfeilern Berge, Ewigkeit und Volk, gespickt mit holprigen Reimen aus dem Erstklassler-Englischbuch (oder bekannten wie „On the mountain high/Where the eagles fly“), macht sich beim Pop-affinen Hörer rasch Ratlosigkeit breit. Sang der heimische Pop nicht einst gegen die Enge im Land an?

Hier aber herrscht freiwillige Selbstbeschränkung auf die hiesigen Talsohlen.

Man könnte jetzt weit ausholen, über die Suche nach Halt in einer schnellen, vernetzten Welt sinnieren. Oder über die Geborgenheit, die das raunende Beschwören von tief verwurzelten Bäumen, ewiger Mode und dem großen Heimatgefühl wohl offenbar bietet.

Muss man aber nicht.

Man könnte das auch lustig finden; und über „Ohne meine Ray-Ban/kann ich nicht leben“ kann man ja mal schmunzeln.

Aber es vergeht einem.

Alle Inhalte anzeigen
Denn „Home Sweet Home“ ist letztlich eines, und darin allzu erfolgreich: ein gut gelaunter Abgesang auf die ohnehin permanent vom Aussterben bedrohte Weltoffenheit. Symbolgeladene „Volks“-Popmusik mit Anleihen ausgerechnet bei Blues und Rock’n’Roll, also jener Musik, die einst für ein Aufatmen der Jugend gestanden ist; musikalisch geschickt gemacht, mit einigen Highlights und vielen einprägsamen Melodien.

Der „Man Of Volks-Rock’n’Roll“ wird damit seinen Erfolg fortsetzen.

Womit wir wieder bei der Ratlosigkeit wären.

Bewertung

Home Sweet Home: Die CD knüpft nahtlos an Gabaliers Erfolgsrezept an: eingängige Musik mit Elementen aus Schlager und Rock’n’Roll. Heimatliebetexte jetzt auch mit Englisch.

KURIER-Wertung: ** von *****