Kultur

Aktionskünstler Günter Brus gestorben

Der bekannte österreichische Künstler Günter Brus ist am Samstag 85-jährig verstorben. Entsprechende Meldungen bestätigte der Galerist Philipp Konzett, Mitinitiator und Geschäftsführer des im März öffnenden Wiener Aktionismus Museum, am Sonntagfrüh.

Er gilt als Mitbegründer des Wiener Aktionismus und Vorreiter der Body Art. Seine Aktionen begleitete er zeit seines Lebens mit Malereien. Er war Autor, Bild-Dichter, Bühnenbildner und Zeichner. Brus zählte zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern der Gegenwart und hat ein in vielfacher Hinsicht Grenzen sprengendes Werk geschaffen. Für sein künstlerisches Werk hat Brus unter anderem den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst (1996) und den Oskar-Kokoschka-Preis (2003) erhalten.

Günter Brus war einer der Mitbegründer des Wiener Aktionismus

Brus, am 27. September 1938 in Ardning in der Obersteiermark geboren, schockte in den 1960er-Jahren gemeinsam mit Muehl, Nitsch und Schwarzkogler die Öffentlichkeit mit Körperkunst, die als Wiener Aktionismus weltbekannt wurde. Zwischen 1953 und 1958 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Graz und die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, wobei er letztere vorzeitig abbrach.

"Günter Brus war jener der vier Aktionisten, der als einziger seine Aktionen an sich selbst durchgeführt hat. Dabei ist er bis an seine persönlichen Grenzen gegangen, um psychopathologische Dimensionen aufzuzeigen", so der Galerist Konzett, der sich tief betroffen zeigte.

Günter Brus schockte in den 1960er-Jahren die Österreicher mit seiner radikalen Körperkunst. Zu seinen bekanntesten Aktionen zählt seine Performance im AudiMax der Universität Wien, bei der er urinierend und defäkierend die österreichische Bundeshymne sang. 

Körperflüssigkeiten als Material für die Kunst

In seinen Aktionen in den 1960er-Jahren in Wien hat Günter Brus seinen eigenen Körper und seine Körperflüssigkeiten als Material für seine Kunst eingesetzt und ist dabei an die Grenzen des körperlich und psychisch Erträglichen gegangen - sowohl für sich selbst, als auch für die Zuschauer: Die ritzende Rasierklinge diente dem Mitbegründer des "Wiener Aktionismus" am eigenen Körper als Ersatz für den Zeichenstift und auch Exkremente wurden bei den Aktionen herangezogen. Und er ging von Aktion zu Aktion immer einen Schritt weiter.

In den Aktionen hat Brus das Leid an den gesellschaftlichen Regeln und Zwängen der späten 1960er-Jahre, aber auch an der physischen Verletzlichkeit und Ausgesetztheit thematisiert. Zugleich hat er die geltenden künstlerischen Konventionen auf den Kopf gestellt, indem er seinen Körper zum Medium der Kunst erklärte.

Nachdem Brus in Österreich wegen seiner Kunstaktion an der Wiener Uni zu monatelanger Haft verurteilt wurde, flüchtete er 1969 mit Frau und Kind nach Berlin, von wo er erst 1979 zurückkam. Dort gründete er mit Oswald Wiener und Gerhard Rühm die "Österreichische Exilregierung" und deren "Regierungs-Zeitschrift" namens "Die Schastrommel". Seinen Aktionismus beendete er im Jahr 1970 mit der "Zerreißprobe" in München. 

Erst 1976 konnte seine Frau beim Bundespräsidenten bewirken, dass seine Haftstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt wurde. 1979 kehrte der Künstler mit seiner Familie nach Österreich zurück und ließ sich in Graz nieder.

Nach der Abwendung vom Aktionismus 1979 verlegte Brus seine Botschaften auf Papier. Es begann mit der Mappe "Irrwisch" (1970 - 1972), und von da an stand die Zeichnung - und vor allem seine Bilddichtung-Zyklen - im Mittelpunkt seines Schaffens. Brus war auf den wichtigsten internationalen Kunst-Ausstellungen wie der documenta (1982 und 1992) oder der Biennale Venedig (1980) vertreten. Als Bühnenbildner stattete er u. a. die Gerhard Roth-Uraufführung "Erinnerungen an die Menschheit" beim steirischen herbst 1985 aus, aber auch Arnold Schönbergs "Erwartung" und Leos Janaceks "Das schlaue Füchslein".

Die Werke von Günter Brus

Seine Werkliste als Autor umfasst u.a. den Roman "Die Geheimnisträger" (1982), die Kurzprosa-Sammlung "Amor und Amok" (1987) sowie seine "Schmähmoiren", "Die gute alte Zeit" (2002) und "Das gute alte Wien" (2007), einen fantastisch-albtraumhaften Rückblick auf seine Wiener Jahre.

Seit Herbst 2011 ist ihm in Graz mit dem Bruseum ein eigenes Museum gewidmet.  Zuletzt lebte er mit seiner Tochter Diana und seiner Frau Anna am nördlichen Stadtrand von Graz.

Trauer um Günter Brus: "Ein großer Geist und Mensch"

Auf den Tod des Künstlers reagierten zahlreiche Menschen aus Politik und Kultur mit großer Trauer. Roman Grabner, Leiter des Bruseums in Graz kommentierte: "Günter Brus war eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der mit seiner Kunst an die Grenzen gegangen ist und seinen Körper sprichwörtlich der Zerreissprobe ausgesetzt hat. Er hat bedingungslos für die Kunst gelebt und nie vor den Konsequenzen seiner Radikalität zurückgeschreckt. Er hat für die Kunstgeschichte Bleibendes geschaffen. Günter Brus war nicht nur rigoroser Aktionist, obsessiver Zeichner und spracherweiternder Dichter, sondern bis zuletzt ein heller Geist und politischer Mensch, der schmerzlich fehlen wird."

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Vizekanzler und Kunstminister Werner Kogler (Grüne) schrieb auf  X: "Auf seiner langen, tiefgehenden Suche hat Günter Brus die Weltkunst mit geprägt und unser Land zu einer Zeit mit verändert, als Veränderung dringend notwendig war. Ein großer Geist und Mensch - er wird fehlen. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie."

Marko Mele und Josef Schrammel, Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum sagte über den Tod von Günter Brus: "Mit großer Trauer haben wir die Nachricht über das Ableben von Günter Brus empfangen. Einer der größten steirischen Künstler prägte durch seine Aktionen und sein zeichnerisches Schaffen eine Ära der österreichischen und internationalen Kunst. Seine Arbeiten inspirieren und begeistern die Besucher*innen des Bruseums in der Neuen Galerie in Graz seit seiner Eröffnung und wir werden dafür Sorge tragen, dass sein Werk niemals vergessen wird. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und Freunden. Möge er in Frieden ruhen."