Kultur

In einem Land nach unserer Zeit

Wohin würden wir emigrieren, wenn die Erde durch Umweltkatastrophen unbewohnbar geworden wäre? Wie würde menschliches Leben auf einem anderen Planeten in 1000 Jahren aussehen?

Seit einem Jahr sitzt Will Smith auf einer „300-Seiten Bibel“, die das abhandelt. Als Basis für seinen neuen Film „After Earth“ hat er den Text von Comic-Autor Peter David anfertigen lassen.

„Wir wissen, dass der erste Wein der neuen Welt aus Samen aus Frankreich gezogen wurde“, erzählt er. „Dass im Jahr 76 AE, also ,After Earth‘, die ersten interstellaren Olympischen Spiele abgehalten und der 100-Meter-Lauf von Skylar Dash gewonnen wurde. Die Details, die Peter ersonnen hat, sind fantastisch ... und jetzt kommt kaum etwas davon in dem Film vor.“ Smith lacht, die Gläser am Tisch scheppern.

Unwirtlich

Denn das Zukunftsszenario ist nur die Kulisse für „After Earth“. Im Zentrum der Handlung steht ein Vater-Sohn-Gespann, das auf der unwirtlich gewordenen Erde strandet. Denn eigentlich hat Smith senior die Story entwickelt, um nach „Das Streben nach Glück“ wieder einen Stoff zu haben, den er mit seinem Sohn Jaden gemeinsam drehen kann.

„Jaden ist 14. In diesem Alter ist mit den Eltern zusammen zu sein das Letzte, was Kids wollen. Ich aber hatte Jaden so ein ganzes Jahr lang an mich gebunden. Und ich bin sehr dankbar für die Zeit, denn wir haben uns dabei wirklich viel besser kennengelernt.“

Weil Will Smiths Charakter, General Cypher Raige, bei der Bruchlandung schwer verletzt wird und Sohn Kitai ihn retten muss, musste Smith diesmal seinem Sohn die Action überlassen: „Es war eine interessante Übung für mich, im Stillsitzen etwas zu machen, das aufregend anzuschauen ist. Aber mit Cypher war das leicht, denn er hat so viele innere Konflikte. Wie ich auch Jaden immer sage: Schauspielen passiert hinter den Augen. Du musst deine Gedanken so programmieren, dass du die Situation deines Charakters lebhaft und fesselnd empfindest. Dann übersetzt sich das in die Kamera.“

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Üppige Natur

Tatsächlich lebt „After Earth“ von der schauspielerischen Leistung von Vater und Sohn. Aber auch von den eindrucksvollen Bildern, die „The Sixth Sense“-Regisseur M. Night Shyamalan im Dschungel von Costa Rica und in den Red Woods von Kalifornien gedreht hat. Sein Ansatz: 1000 Jahre nach den Menschen hat die üppige Natur jedes Anzeichen von Zivilisation auf der Erde überwuchert. „Das war es, das mich sofort an der Story begeistert hat, als Will sie mir erzählte“, sagt Shyamalan: „Dass es eigentlich ein Drama ist, das auf der Erde spielt. Denn ein Sci-Fi-Streifen, der vollständig in der Fantasie angesiedelt ist, würde mich nicht interessieren.“

Auch Will Smith findet, dass der Film eine gute Balance von Drama, Action und Familien-Unterhaltung bietet: „In den letzten Jahren hat es sich immer mehr dahin entwickelt, dass man die Sommer-Filme hat, die die großen, beliebten sind. Und dann gibt es die Herbst-Filme, das sind die guten Filme. Ich glaube, wir liefern beides.“ Auch die Liebe zum Detail, die in „After Earth“ floss, sagt er, sei außergewöhnlich für einen Sommer-Film: „Wir hatten sogar eine Linguistin, die uns sagte, dass in 1000 Jahren die Sprache wahrscheinlich eine Mischung aus Spanisch, Chinesisch und Englisch sein wird. Gut, dass wir nicht Chinesisch lernen werden, war klar. Aber wir haben viele Laute aus dem Spanische n und Chinesischen übernommen.“

Und was passiert mit der detaillierten „After Earth“-Bibel? „Möglicherweise machen wir daraus eine Fernsehserie. Mal sehen, einiges ist angedacht. Das ist gerade ein riesiger, kreativer Spaß.“

„After Earth“ als Hilfe für Regisseur

Handlung: Nova Prime heißt der Planet, auf dem die Menschheit siedelt, seit die Erde unbewohnbar geworden ist. Der Teenager Kitai Raige will, wie sein Vater, ein berühmter General werden. Doch er ist ängstlich. Als er mit seinem Vater auf der Erde strandet, kann er beweisen, wie mutig er ist.

Erwartungen: Angeblich hat Will Smith die „After Earth“-Story an Regisseur M. Night Shyamalan übertragen, um dessen Karriere zu retten. Denn der bekam nach dem Supererfolg „The Sixth Sense“ von 1999 nur mehr mäßige Kritiken. Für Shyamalan liegt das an den Erwartungen des Publikums: „Seit ,The Sixth Sense‘ wollen alle von mir nur ,gruselig mit unerwarteter Wendung‘. Auch wenn ich sagte, dieser Film ist ein Drama, hat man das erwartet und war deshalb enttäuscht. Aber hier Will Smith dabei zu haben, deutet auf Action und Unterhaltung hin. Und das führt – hoffentlich – zu einer akkurateren Erwartung und einer befriedigenderen Erfahrung.“