10 Jahre Privat-TV: Schon 100 Sender
Von Christoph Silber
Der 1. August könnte in Österreich ganz gut "Tag der Medienvielfalt" heißen. Denn genau vor zehn Jahren wurde hier Privatfernsehen via Hausantenne, damals eine noch sehr wichtige Empfangstechnologie, erlaubt. Getragen wurde das Privat-TV-Gesetz von der schwarz-blauen Regierung und einer grünen Stimme. Die SPÖ votierte geschlossen dagegen.
17 Jahre nach Deutschland, drei Jahre nach Albanien sowie nach einer Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde damit in Österreich möglich, was überall sonst auf dem Kontinent selbstverständlich war: Es durfte ohne Androhung von Strafe Fernsehen gemacht werden. Egal, ob im Kabel, via Satellit oder, nun auch, terrestrisch.
Das war, rein rechtlich betrachtet, das Ende des ORF -Monopols. Kurz danach starteten die Regional-Sender PULS4 in Wien, LT1 in Linz sowie Salzburg TV des Privat-TV-Pioniers und -Kämpfers Ferdinand Wegscheider, das heute ServusTV heißt. Die einzige nationale Lizenz erhielt ATV . Dessen Eigentümer Herbert Kloiber rekapituliert: "Der tägliche Kampf, das Rundfunk-Monopol in Österreich - vor allem in den Köpfen der Politiker - etwas einzudämmen, war mir stets ein Leitmotiv. Und ich denke doch, dass man heute mit etwas Stolz feststellen kann, ein wenig Wettbewerb gibt es sowohl beim Werbekunden wie natürlich vor allem beim geneigten Zuschauer."
Wobei für Privat-TV-Macher wie ATV-Geschäftsführer Ludwig Bauer klar ist: "Das Ziel, ein starkes duales System mit gebührenfinanzierten und kommerziellen Angeboten auf Augenhöhe zu etablieren, ist noch lange nicht erreicht."
Entwicklung: ATV 2 und Jedermann TV
Auch wenn der späte Start, nebst der ORF-Lastigkeit der Medienpolitik, als Hypothek nachwirkt, hat sich heimisches Privat-TV gut entwickelt. Ein Blick auf die
Quoten: In der werberelvanten Zielgruppe 12 bis 49 Jahre fällt ORFeins im Juli mit 14,6 erstmals unter 15 Prozent, ORF 2 schafft 12, ATV erreicht 5,2, und 3 Prozent sind es bei PULS4.
Auch zahlenmäßig gibt Privat-TV etwas her: Die RTR zählt über hundert zugelassene TV-Programme sowie etwa 50 Infokanäle. Damit wurden bisher 1000 direkte und nochmals so viele indirekte Arbeitsplätze in Österreich geschaffen, schätzt der Privatsender-Verband. Der Umsatz lag im 1. Halbjahr bei 227 Mio € - plus 21 Prozent gegenüber 2010.
Und das war noch nicht das Ende der Fahnenstange: "Mit ATV 2 starten wir pünktlich in die zweite Dekade und hoffen, dass sich noch so manches verändern wird!", freut sich Kloiber auf sein nächstes TV-Baby, das um den Jahreswechsel erwartet wird. Auch bei PULS4 werden Pläne gewälzt. Als Nächstes dürfte aber in Salzburg der Regionalfernsehsender Jedermann TV starten, mit dem Wegscheider unter die Fernsehmacher zurückkehrt.