Kolumnen

Zum Fastenurlaub gibt jeder seinen Senf dazu

Ich hab’ mich immer über den Fastenwahn lustig gemacht. Und über die wohlstandsverwahrlosten Gestalten, die viel Geld zahlen, um in ein Hotel einzuchecken, in dem es morgens, mittags und abends nichts gibt. Außer leere Teller und Kräutertee, der nach Magen-Darm-Virus schmeckt.

Ich bin ja mehr so der Typ Frühstücksbuffet, Nachmittagstorte und ausgiebiges Abendessen mit Weinbegleitung.

So gesehen war der Urlaub eine glatte Themenverfehlung.

Eine Fastenwoche im Kloster.

Eingeleitet mit einer Abendandacht in der Kirche. Dass wir bei der Kommunion die Hostie in den Messwein tunken durften, war das kulinarische Highlight. Nicht des Abends, der Woche.

Die hysterische Genießer-Fraktion im Freundeskreis hat sofort aufgeschrien. Skorbut-Gefahr! Wenn man eine Woche nix zu Essen bekommt, hat man doch sicher Mangelerscheinungen wie ein halb verhungerter Seemann. Unbedingt stündlich kontrollieren, ob die Zähne schon wackeln und die Augenbrauen bereits ausfallen!

Die zweite Fraktion ist jene der pragmatischen Geschäftemacher. In einem Kloster, in dem man als Wochenration bestenfalls ein Minzblättchen zum Lutschen bekommt, boomt sicher der Schwarzhandel mit Leberkäs-Semmeln. Wer da einen mobilen Kühlschrank ins Kloster schmuggelt und nächtens damit im Klostergarten vorfährt, verdient sicher mehr als die Würstelbude bei der Albertina. Einziges Problem: Woher genügend Nachschub bekommen?

Ein Gedanke, der die Profi-Faster schockiert. Also jene Soletti-Gestalten, die ohnehin nur noch acht Stunden essen, um dann 16 Stunden zu fasten. Detox für die Zellen, nennen sie das. Gibt es 16 Stunden nix zu Futtern, futtern die guten Zellen die kranken Zellen weg und man bleibt jung und fit wie ein Turnschuh. Angeblich.

Auf nüchternen Magen sind die Diskussionen zu meinem letzten Urlaub kaum auszuhalten. Ich halte es jetzt mit Hieronymus: „Ein voller Bauch diskutiert leicht über das Fasten.“ Deswegen brauch’ ich jetzt ganz dringend ein Schnitzel. Und ein Bier. simone.hoepke