Zu
Von Niki Glattauer
Warum ich zu Schulanfang die Matura kritisiere, fragt Kollegin T., als gäbe es aktuell nicht genug zu sagen. Eh, Frau Kollegin, aber umständehalber halte ich es lieber buddhistisch: Alles, was du sagen kannst, kannst du auch nicht sagen.
Aber gut, teile ich einen Gedanken zu den „aktuellen“ Neuerungen (von denen die meisten keine sind): Wie sollen unsere Schulen, frage ich mich, die „digitale Offensive“ starten, wenn jede zweite Lehrerin älter ist als 50 und sich digital bereits kompetent findet, wenn sie ein Word-Dokument speichern kann, ohne dabei einen Ordner zu löschen? Davon einmal abgesehen, dass nur jede zehnte Schule über WLAN verfügt.
Ehrlich, es wäre schon fein, wenn endlich alle Lehrerinnen mit dem Schwachsinn aufhören würden, im Unterricht die Handys zu verbieten… Lieber schreibe ich derzeit also kontrazyklisch über die letzten Schulwochen und die damit verbundenen Fiaskos, z. B. über die gefühlt zwei Millionen Kinder, die vor Ferienbeginn in den Städten Straßen & Öffis verstopfen, derweil sich in den Klassen gähnende Langeweile ausbreitet, hingegen die Lehrerinnen ab Mai Stress total haben, weil sie ein System herunterfahren müssen, das jetzt, zwei Monate später, mit ebenso großem Energieaufwand (ufff!) wieder hochzufahren ist, nur damit Tausende Schulhäuser samt Infrastruktur wie Gärten, Höfen, Sportplätzen, Turnsälen, Küchen, ja sogar Schwimmbecken neun Wochen lang zu sein können. Zu! Warum auch immer.
Was ich mich in diesem Zusammenhang frage: Wann wagt der erste Bildungspolitiker Europas, die Synchronisierung des Schuljahrs mit dem Kalenderjahr auf die Agenda zu setzen? Schuljahreswechsel am 1. Jänner; Schulbeginn nach Weihnachten am 7. Jänner; im Sommer sechs Wochen Semesterferien, dafür zusätzlich im Herbst und Frühling noch eine Woche – und das bei ganzjährig geöffneten Schulhäusern mit Nachhilfe-, Freizeit-, Kultur- und Sportangebot, wenn unterrichtsfrei ist. Stellen Sie sich vor, solches wäre der Status quo und da käme einer und schlüge das merkwürdige „Schuljahr“ mit 120 Schließtagen vor, das wir haben. Der spinnt doch, würde man sagen. Und eh spinnert der.