Zigaretten-Yoga
Von Guido Tartarotti
Unlängst landete ich auf einer Geburtstagsfeier bei einer großartigen Journalisten-Kollegin in Wiener Neustadt. Die Feier ist ein herrliches Durcheinander aus Nudelsalat, das Buffet plündernden Katzen, in den Pool springenden Kindern und nicht zusammenpassenden Weinflaschen.
Am Ende findet sich eine kleine Runde zusammen, die beschließt, den vorhandenen Gin noch wegzutrinken, bevor man den Tag gehen lässt. Ein Journalist ist dabei, zwei Schriftstellerinnen (eine davon ziemlich durchgeknallt, aber auf eine sehr witzige Weise), eine fesche Rückentrainerin, deren Haltung beim Sitzen genauso falsch ist wie meine, worüber wir lachen müssen. Irgendwann stellt die Runde fest, dass jeder gerade aus irgendeinem Grund traurig ist, und wir spielen das „Wer kriegt den letzten Brownie“-Spiel aus dem Film Notting Hill.
Mir gegenüber sitzt eine Yoga-Lehrerin. Sie ist nett und lustig, sieht gut aus, raucht (Yoga hin, Yoga her) wie die Voest, und säße ihr Freund nicht daneben, würde ich ein bisschen flirten. Aber der Freund ist nicht nur sympathisch, sondern auch Jurist UND Kampfsportler.
Mitten in einer angeregten Debatte über Helene Fischer werfe ich meine Zigarette lässig Richtung Aschenbecher. Und dann sehe ich alles wie in Zeitlupe: Der glühende Stummel prallt vom Rand des großen, mit Wasser gefüllten Gefäßes ab, fliegt, sich drehend, durch die Luft und gleitet zwischen Bein und Stiefelschaft der Yogatrainerin bis hinunter zu deren Zehen.
Die Yogatrainerin nimmt den Schmerz mit all ihrer Yoga-Erfahrung lächelnd zur Kenntnis, allerdings nur für eine halbe Sekunde, dann fällt sie in einen absurd komischen Schmerz-Tanz, wobei sie jedes Mal wieder auf die immer noch glühende Zigarette in ihrem Stiefel steigt ...
Ich hatte Glück, der Juristen- und Kampfsportfreund hat mich weder verklagt noch verdroschen, aber glaubt mir, Kinder: Rauchen ist ungesund.