Kolumnen

Viele Wünsche und ein Trottel

Wir im Redaktionskomitee der Wiener Ansichten werden viel zu selten, aber äußert gerne um unsere Meinung gebeten. Nun erfuhren wir von einer Umfrageaktion der Stadt, bei der insbesondere die Meinung der Wienerinnen mit kleinem I gefragt ist. Sogleich brach ein großes Hallo im Komitee aus, schließlich besteht dieses mehrheitlich aus ebensolchen. „Wir wollen wissen, welche Sorgen und Wünsche die Wienerinnen haben“, ließ die Frauenstadträtin wissen und wir von den Wiener Ansichten frohlockten: „Endlich will das jemand wissen!“

Ganz weit oben auf unserer Liste stehen breitere Gehsteige. An dieser Stelle wurde schon oft moniert, dass insbesondere in den Randbezirken Fußgänger kein Leiberl haben. Der motorisierte Individualverkehr dafür umso mehr. 30-er Zonen? Gibt es. Sind aber wurscht. Kontrolliert eh keiner. Spaziergängerinnen wie uns bleiben oft nur wenig elegante Invektiven, verzweifelt in die Welt hinausgerufen, wenn wieder ein SUV aus WU knapp nicht über unsere Zehenspitzen fährt. Machen Nicht-SUVs aus Wien übrigens auch, aber was wär’ eine Kolumne ohne Verallgemeinerungen.

Eine dieser Invektiven ist das beliebte Wort Trottel. Nun wissen langjährige Leserinnen und Leser dieser Kolumne, dass das Redaktionskomitee verwandtschaftliche Beziehungen zum Bregenzerwald unterhält. Das Wort Trottel wird auch dort gerne und oft verwendet, allerdings etwas anders als in Wien üblich. Während der Trottel in Wien ein ziemlicher Depp, darüber hinaus aber eher harmlos ist, hat er im Bregenzerwald einen deutlich schlechteren Leumund. Ein Bregenzerwälder Trottel ist nicht nur dumm, sondern auch tückisch und gemein. Er ist bösartig.

Möchten Sie im hintersten Teil von Österreichs westlichstem Bundesland jemanden als Wien-üblichen Trottel beschimpfen, so empfiehlt sich das Wort Lappe. Doch auch der Lappe sollte keineswegs mit Wiener Kennzeichen im Mund geführt werden. Sonst riskieren Sie, dass man Sie Trottel nennt.

Und das ist nicht so harmlos, wie Sie glauben.