"ÜberLeben": Abenteuer mit der Herzogin
Von Guido Tartarotti
Ich würde heute gerne noch ein Abenteuer erleben“, sage ich zu meiner Freundin. Es ist Abend, der Tag war für uns beide lang und mühsam. Meine Freundin lächelt und antwortet: „Lass uns losfahren, vielleicht finden wir unterwegs ein Abenteuer.“
Also starten wir die Herzogin, wie meine Freundin ihr Auto nennt, und fahren los.
„Wohin fahren wir?“, frage ich. „Keine Ahnung“, sagt meine Freundin, die am Steuer sitzt (ich überlasse das Autofahren gerne den Frauen, die können das besser). Die Herzogin schlägt die Richtung nach Wien ein, im Radio finden wir einen Rocksender, der ausgezeichneten Heavy Metal spielt, und wir lachen und reden und vergessen die Welt.
Irgendwann bemerke ich, dass wir uns in einer Gegend befinden, die mir völlig unbekannt ist. „Wo sind wir?“, frage ich. Meine Freundin lacht. „Im 14. Bezirk. Vor dem Haus, in dem ich meine erste Wohnung hatte.“ Die Herzogin braucht eine Pause, also steigen wir aus, rauchen eine Zigarette und erzählen uns Geschichten. Geschichten von Wohnungen, an die wir uns erinnern, von Menschen, an die wir uns kaum noch erinnern, von Abenteuern früherer Jahre.
Das bringt uns auf eine Idee: Wir fahren kreuz und quer durch die Gegend und suchen all die Wohnungen, in denen wir einmal gewohnt haben. Und langsam, aber sicher füllt sich die Nacht mit wunderschönen Geschichten.
Tankstelle
Auf dem Heimweg lockt uns eine bemerkenswert hässliche Tankstelle mit warmem Licht. Wir halten an, trinken ein Cola oder vielleicht sogar einen kleinen Schnaps und knabbern Erdnüsse. Wir fühlen uns lebendig, und ja, wir haben ein schlechtes Gewissen, weil wir einfach so, ohne besonderen Grund, Benzin verbrannt haben, aber das schlechte Gewissen ist nicht sehr groß.
„Das war ein schönes Abenteuer“, sagt meine Freundin, als wir wieder zu Hause sind. „Ja, das war es“, antworte ich.