Wie wir den Italienern eine Freude machen
Von Axel Halbhuber
Es ist zu erwarten, dass die eine oder der andere auch heuer das schöne Italien bereisen wird (und es vielleicht sogar wirklich bella italia nennt). Über die Vorzüge unseres Nachbarlandes ist alles schon mehrfach gesagt, aber man kann es nicht oft genug sagen: Es ist das einzige Land der Welt, das man schon alleine und auch nur wegen des Essens bereisen kann; umgeben von vier Meeren; Geschichte im Überfluss, manchmal Überdruss; jeder Satz wie ein Lied von Adriano Celentano; die Leichtigkeit des Seins als Grundton der kollektiven Seele. Und sogar abseits aller Klischees ist der Stiefel immer eine Reise wert.
Damit wir uns zwischen Tschesolo und Retscho di Kalabria auch alle zurecht finden, hat dieser Tage die Lernplattform „Preply“ die Ergebnisse einer sogenannten Studie veröffentlicht. Dafür wurden „von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut“, wie betont wird, „1.003 Männer und Frauen ab 16 Jahren mit Wohnsitz in Italien“ befragt. Kernfrage: „Welches Verhalten von Touristen stört Sie besonders?“ Die Antworten sind bahnbrechend.
69 Prozent stört, wenn Tourist/innen respektlos gegenüber Gedenkstätten sind
24 Prozent: wenn sie laut sind und Müll hinterlassen (76 Prozent finden das offenbar ganz okay)
19 Prozent: wenn sie ausländische Gerichte bestellen („Haben Sie auch Bockwurst?“)
18 Prozent: wenn sie Pasta zerschneiden
12 Prozent: wenn sie nach 12 Uhr noch einen Cappuccino bestellen
10 Prozent: wenn sie dauernd Smalltalk halten wollen (?!??!)
5 Prozent: wenn sie nicht einmal „Hallo“ oder „Danke“ auf Italienisch sagen können
Wir lernen also, dass wir abseits eines gewissen aufrichtigen Kulturinteresses ab Mittag nur mehr milchlosen Kaffee bestellen (Espresso: un caffè!), leiser als die Italiener sind (das kann ja nicht so schwer sein), unseren Dreck wegräumen, nur tiefgreifende Gespräche führen sollen und die Nudeln gefälligst in den Mund saugen und nicht auf Kinderspaghetti trimmen.
Und so ein bisschen tschau, bontschorno oder mille kratzie kann sich doch wirklich jeder abringen.