Straßer und Strauss ... Ups!
Von Niki Glattauer
„Ich bin’s schon wieder, aber ich muß meine Gedanken loswerden“, schreibt mir Leser Guido Radschiner, um dann seine klugen Gedanken mit mir zu teilen. Den z. B.: „Bei all dem Jammer um Schulreform-Versuche bleibt das in meinen Augen wesentlichste Ziel auf der Strecke – die Erziehung zum Menschen mit Herzensbildung. Ich erinnere mich an meine Lehrer im Gymnasium. Sie hatten alle ihre Fehler und Schwächen, sie konnten ihr Wissen sehr gut oder weniger gut vermitteln, sie konnten Interesse wecken für ihren Unterrichtsgegenstand oder eben auch nicht (und dem entsprechend habe ich mehr oder weniger gelernt), aber ich habe die Mehrzahl von ihnen als Menschen in Erinnerung, die dazu beigetragen haben, daß wir Schüler uns nicht nur Lexikonwissen angeeignet haben. Vielmehr haben sie uns Grundlagen vermittelt, die großen Zusammenhänge im Leben zu erkennen und nach diesen Erkenntnissen zu handeln.“ Jetzt muss ich gestehen: Noch bevor sich bei mir der Inhalt dieser Sätze gesetzt hat, sind mir muß und daß ins Auge gesprungen, denn seit mehr als 20 Jahren heißt es ja muss und dass, und der Widerstand gegen die sogenannte neue Rechtschreibung beschränkt sich inzwischen auf neue Ausgaben von Büchern alter Meister oder Eigennamen. Im Abspann der letzten Folge von „Schnell ermittelt“ kam solcherart passiver Widerstand in geballter Ladung. Zuerst der Name der großartigen Ursula, nun ja Strauss, was orthografisch falsch ist. Strauß müsste es heißen, weil nach Zwielaut immer ß. Dafür dürfte sich die Schauspielerin Katharina Straßer nicht mit ß schreiben. Sie spricht sich mit kurzem a aus, also -ss. Straßer & Strauss – quasi Doppelfehler. Da unterdrückst du als gelernter Deutsch-Lehrer den Rotstift-Reflex nur mit Mühe :-)
Aber zurück zur Herzensbildung. Stieß ich in der guten der beiden Gratistageszeitungen des Landes auf eine Nachricht, wonach ein 16-Jähriger angezeigt worden sei, der mit zwei Freunden „durch Diebstähle in einem Heim, einem Hort, einer Schule und einer Bar € 2500 erbeutet hatte.“ Wollte ich schon pfui sagen. Aber dann: „€ 300 schenkte das Trio einem Obdachlosen“.
Ich plädiere für den mildernden Umstand „gutes Herz“. niki.glattauer