Selbstgespräche
Von Andreas Schwarz
Früher galt als sonderlich, wer in der Öffentlichkeit mit sich selbst sprach, und als Kind war man angehalten, wegzuschauen und so zu tun, als wär’ nix. „Der Mann da …“ – „Pssst“.
Heute kann man vor allem nicht mehr weghören,
wenn Menschen in der U-Bahn, an der Supermarktkassa oder im Freibad scheinbar mit sich selbst sprechen:
„Du na, ich komm erst um sieben. Jetzt? Jetzt is fünf.“ – „Und wo fahrts ihr hin heuer? Ah, eh nirgends. Schön.“ – „Nein, die Kollegin ist 40 plus und studiert, die muss das selbst wissen. Soziale Kompetenz? Null.“
Büroalltag, Abend- und Urlaubsgestaltung, alles da. Und laut, weil das Mikro fürs Telefonieren ist am Ear-Pod, und das Ear ist weit weg vom Mund. Wie jetzt, andere sind auch noch da? – Ja die, die das Handy von sich halten und videotelefonieren: Da hört man gleich zwei plaudern, meist fremdländisch. Das erspart wenigstens Details, was zu Abend gespeist wird und wie die letzte Pediküre verlief.
andreas.schwarz@kurier.at