Schuhe zu und los
Von Guido Tartarotti
Wien-Marathon. Also jene Veranstaltung, bei der Zigtausende Menschen vor dem Fernseher liegen, das späte Frühstück ins frühe Mittagessen übergehen lassen und durch die Praterallee taumelnde Nachzügler mit Worten kommentieren wie: „Lächerlich, des bissl Laufen ... das könnt ich ohne Training schneller.“ (In Wahrheit könnten die meisten von ihnen nicht einmal 500 Meter ohne Unterbrechung laufen.)
Wien-Marathon. Also auch jene Veranstaltung, bei der Gesundheitsapostel wieder so tun, als wäre Laufen eine Mischung aus Hochleistungswissenschaft und Jakobsweg in schnellem Vorlauf, eine Tätigkeit, die nur Sinn und Wert hat, wenn sie mit dem tiefen, selbstquälerischen Ernst einer fundamentalistischen Religion betrieben wird. Lachen verboten! Leiden strengstens erlaubt!
Alles Unsinn. Laufen ist die einfachste Sportart der Welt, man braucht keine Kurse, kein teures Zubehör, keine computerisierten Trainingspläne. Man bindet sich einfach die
Schuhe und läuft los, Richtung Lebensfreude.