Raab geht essen: r²π
Von Thomas Raab
Pizza wäre ein gutes Thema, hätte ich mir gedacht. Als Zwischenlösung, als Schnittstelle zwischen dem gerade noch Italienurlaub und nun schon wieder Schulbeginn. Die Bräune dahin, die Flipflops, Bikinis, Bermudas, die luftigen Fetzen eben, hoffentlich auch die fliegenden in den vier Wänden, die Wespen, leider irgendwann auch die Vespa, eingewintert, schluchz. Die Pizza aber bleibt. Erbarmungslos. In Bäckereien, Imbissständen, sogar als Pizzaleberkäs, in Tiefkühlfächern, Schulkantinen ... Pizzamutationen als ständig greifbares Urlaubsgefühl. Und selbst wenn sich während des Kauens der Gedanke an das Weltall und die unendlichen Weiten aufdrängt, sprich Astronautennahrung, sind wir genau genommen abstrakt ja auch da gerade verreist. Wie wunderbar ... Wir waren also Pizzaessen in, in, –
Ui! Ich trau mich das kaum schreiben! Glücklicherweise ist es schon weit nach Mitternacht und das sensationelle Glas Ménage à trois ein wahrer Kelch des Mutes, darum, Prost & los: – in einem Einkaufszentrum. So, jetzt ist es raus. Aber was soll’s, wenn doch mein Leben so ist. Gut, nicht immer natürlich. Wir pflegen uns auch unter freiem Himmel aufzuhalten, wie beispielsweise kürzlich, Überraschung: in Italien. Herrlich. Jeden Tag überirdisch gute Pizzen und natürlich frischen Fisch (zumindest laut Kellner Giovanni, seh- und massiv hörbar zwar aus Indien und vom Chef im Abseits Murad genannt). Alles samt Meerblick & Verdauungsspaziergang. Mittlerweile ist das Meer in den Wienfluss gemündet, die Strandpromenade der wunderschöne Radweg diesen Wienfluss entlang, und zur Pizza komm’ ich gleich.
Hierzu muss vorab gesagt werden: Unser Haushalt ist ein fünfköpfiger. 2 Erwachsene, 2 Kinder, 1 Hund, oder um es reihungstechnisch richtigzustellen, 1 H, 2 K, 2 E. Da geht man außerhalb des Urlaubs nicht einfach mal so auf die Schnelle speisen, außer vielleicht, es wird ein kleiner Ausflug mit den Rädern unternommen, der Hund ausnahmsweise rechter Hand an der Leine, (denn liefe er wie üblich links, würde es, da hierzulande Rechtsverkehr, jeden links entgegenkommenden Radfahrer grimmig über die gespannte Leine direkt in den Wienfluss katapultieren. Ergo: Wie verkehrt ist oft das Übliche! Um grobe Unfälle zu vermeiden, empfiehlt sich also dringend: Der Mensch eher links, Hunde nach rechts).
Spontane Station unseres Ausfluges: Das Auhofcenter. neu renoviert, weite Gänge, wenig Menschen, ein angenehmes Publikum, herrlich. Die SCS in Wien wagen wir als Familie mittlerweile nur mehr, wenn überhaupt, nach dem Ikeafrühstück bis maximal 11 Uhr. Ab dann wird es unerträglich, da vergeht dir der Appetit (und diesbezüglich ist ja schon das Ikeafrühstück eine Herausforderung). Im Auhofcenter aber lässt es sich vortrefflich speisen, auch nach 11 Uhr. Ganz oben in der L’Osteria, mit Blick ins Grüne. Die Pizzen wie in Italien hauchdünn, kreisrund, der Radius eine Sensation, der Rand wunderbar knusprig, der Gesamtanblick, der Belag, der Geschmack eine wahre Befriedung, die Kellner extrem freundlich, und der Ausflug wahrlich die Reise wert. Wer will, kann danach noch shoppen, sich die Ohren stechen lassen, oder ins Kino gehen, sich dabei denken, brauch’ ich alles nicht, und Kino hab ich ja sowieso daheim, weil 1 H, 2 K, 2 E ... Ja, das Leben kann auch zurück aus dem Urlaub wunderschön sein. Ach ja, und Wahlen sind auch ... wuffwuff.
Weingut Prechtl
Zellerndorf 12 (NÖ), prechtl.at, Ménage à trois: Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch, St. Laurent
L’Osteria Wien
Auhof Center 2.OG, 1140 Wien, losteria.net