Kolumnen

Raab geht essen: Nochn Toast, nochn ...

Neulich. Vor mir das Meer. Ein Pappteller auf meinem Schoß. Darauf ein simpler Schinken- Käsetoast mit Ketchup-Majo. In meiner Hand eine 0,33 Liter Longneck-Mehrweg-Glasflasche. Darin zuerst ein Blondes Märzen, dann ein Bio Rhabarber G’Spritzter. Wer sich nun kulinarisch gefrotzelt fühlt und auch von einem Packerl Mannerschnitten nicht trösten lässt, kann sich das Weiterlesen ersparen, denn so viel mehr stand nicht zur Auswahl. Trotz Meer. An dieser Stelle muss ich nun ein wenig ausholen, bitte verzeihen Sie, aber während sich in Seebädern die Leut’ stapeln und haufenweis Cluster bilden (Cluster, ein Synonym für „Woanders“, oder für „Geht mi nix an“), drückt mich mittlerweile ein schweres Übersättigungsgefühl hinsichtlich dieser ständigen „Mach-Urlaub-in-Österreich“-Bedudelung. Vor Kurzem wurde in den Nachrichten ein politisch tätiger Mensch, der sich zwecks Erholung ins Ausland begeben will, vorwurfsvoll gefragt, ob das denn in Ordnung sei? Er es richtig fände, nicht den heimischen Fremdenverkehr, sprich die Wirtschaft zu unterstützen, sondern beispielsweise die zypriotische? Idiotisch, irgendwie! dacht ich mir.

So weit sind wir also schon! Hätte dieser Gast einst dafür plädiert, die Österreicher mögen ausschließlich in Österreich urlauben, er wäre wohl gefragt worden: „Wie sieht es mit Ihrer Weltoffenheit aus, Ihrem Europabewusstsein? Gründen Sie jetzt die Neue Rechte?“ Mies hab’ ich mich gefühlt, wie ein Landesverräter, weil ja selbst Auslands-Urlauber. Und noch viel schlechter ist es mir dann unterwegs zurück aus Bibione Pineda im Inneren einer überfüllten Raststation ergangen, als Einziger mit Mundschutz und dem hier ausgestorbenen Babyelefanten an der Seite. Für uns „Heimkehrer“ eine Selbstverständlichkeit, denn in Italien Desinfektionsmittel und Masken überall, Indoor sogar flächendeckend, selbst auf dem Wochenmarkt in Portogruaro Masken, Abstand, Vorsicht. Und hierzulande? Das Einzige, was aktuell die heimische Wirtschaft und den Fremdenverkehr unterstützt, sind bitte ein paar Leut’ weniger, die glauben, Corona hätte sich wieder in seine Bierflasche vertschüsst! Covid-19 der Politik zu überlassen und nur auf Verordnung das Hirn einzuschalten, wird uns einen Herbst bescheren, der sich gewaschen hat. Also schnell zurück ans Meer. Das Blonde Märzen in meiner 0,33 Liter Glasflasche war übrigens ein herrliches Golser Premium, der Bio Rhabarber G’Spritzt von Rauch, ja und die stille See das Meer der Wiener. Am Podersdorfer Nordufer sind wir gesessen, nach 17 h, Eintritt frei. In der Kite-Bar. Kein Wind, nix los. Ein Ort, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, das Leben auf sich selbst reduziert. Die Leut’ alle tiefenentspannt, die Musik ein unaufdringliches Pulsieren. Die Fantastischen Vier. Tag am Meer. Per Stand-up-Paddle-Boards (können in der Kitbar ausgeliehen werden) sind wir hinein in einen Sonnenuntergang gerudert, wie es ihn schöner kaum zu sehen gibt, bis hinüber zum Podersdorfer-Leuchtturm und wieder zurück, während sich hundert Meter weiter drüben vermutlich die Leut auf die Füße treten, ohne Mundschutz. Und ja, wir waren glücklich, frei, auch virenfrei und vor allem so gut wie allein. Urlaub in Österreich kann wahrlich ein Traum sein – und damit das auch so bleibt, wird sich diese Kolumne nach dem Lesen selbstzerstören ... drei, zwo, eins ...

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