Paaradox: Waschechter Alltag
SIE
Die gute Nachricht: Das 50:50-Arbeitsteilungs-Prinzip funktioniert bei uns daheim. Super, Mann nebenan. Aber auf der Landkarte seines Mittuns gibt es noch einige weiße Flecken. Nur selten verirrt er sich etwa in jene Region, deren Berge ich meist im Alleingang besteigen muss. Zur Schmutzwäscheberg-Expedition hat sich der Mann nebenan auch nach 21 Jahren Gipfelerfahrungen unterschiedlicher Natur nicht durchringen können. Er argumentiert das dann gerne mit einer „Waschmittelallergie“, die ich stets mit folgendem Satz kontere: „Du musst das Zeugs ja nicht essen.“ Das überhört er geflissentlich und dem Überhören folgt das Übersehen unseres Mount McDrecks.
"Das geht ruckzuck!"
Dieser Tage verirrten wir uns gemeinsam im Tal der Tränen, so nenne ich jenen Ort, von dem aus ich beobachten kann, wie der Wäscheberg wächst. Ich stieß den Mann nebenan in die Rippen und sagte nur: „Schau!“ Und wie er schaute. Dann sprach er: Ist das wirklich ALLES Wäsche? Für einen kurzen Moment fehlten mir die Worte, reagierte aber rasch mit einer Gegenfrage: „Schaut’s vielleicht aus wie ein Berg panierte Schnitzeln?“ Da meinte er nur: Ach, das geht ruckzuck und stopfte Bettwäsche, Jeans sowie meinen Lieblingskaschmirpulli in die Maschine. Er rief heiter: 60 Grad, gell? und wunderte sich, dass ich mich zwischen Waschtrommel und ihm warf und schrie: „Stopp! Mein Pullover!“ Das verstand er irgendwie nicht, murmelte etwas von Die kann nicht loslassen und Kein Wunder, dass das hier so läuft. Nun trottete er in die Küche, um den Inhalt unseres Geschirrspülers zu rearrangieren. Wenn er was kann, dann das. Einer muss ja.
PAARADOX NEU: 15. 3. Bruno, 16. 3. Kottingbrunn, 22. 3. Bühne im Hof, St. Pölten, 29. 3. Bad Fischau. Alle Termine: paaradox.at
Facebook: gabriele.kuhnfacebook.com/GabrieleKuhn60
ER
Ich gestehe, dass ich als Wäschemann ein Trauma habe. Und zwar seit mein Lieblingspullover einst als Bereicherung fürs Puppenhaus meiner Tochter aus der Maschine kam. Die von mir befüllt worden war. Danach habe ich mir geschworen, für immer alles nur mit 30 Grad zu waschen, damit fix nix passieren kann. Dass diese Taktik von erschütternder Naivität geprägt ist und es darüber hinaus auch noch eine Schleudertempomagie gibt, war mir nicht bewusst. Daher verdrehte die Liebste nur die Augen und sprach: „Pass’ auf, Dolmibär, es hat ja einen Sinn, dass so ein Ding viele unterschiedliche Programme hat.“ Eh, dachte ich mir. Aber der Reiz, sich mit dieser Wissenschaft zu beschäftigen, hielt sich in überschaubaren Grenzen.
Wertigkeiten
Mache ich eben etwas anderes Sinnvolles, lautet daher mein Credo. Denn diese 50:50-Sause wird von meiner Frau ja mit Vorliebe falsch interpretiert. Die grandiose Idee der Arbeitsteilung bedeutet doch nicht, dass alle von allem die Hälfte machen sollen. Sondern dass alles, was anfällt, in paritätischer Harmonie erledigt wird. So fällt z. B. das abendliche Gassigehen mit Herrn Gusti zu hundert Prozent in meinen Bereich. Das Problem der Halbe-Halbe-G’schicht sind ergo nur die Wertigkeiten. Zählt Flaschenwegbringen weniger als Druckerpapierkaufen? Ist Hundehaaresaugen auf einer Mühsamkeitsstufe mit Buchenheckenschneiden? Erfordert Semmelholen eine höhere Einsatzbereitschaft als Waschbeckenputzen? Und so weiter. Konfliktpotenzial ohne Ende. Und nur einen Gedanken teilen gnä Kuhn und ich uns ganz sicher in gleichem Ausmaß: „Immer muss ich alles machen.“
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 18. 5. Gmunden (Stadttheater), 21. 5. Wien (CasaNova)