Eine Willkommenspolitik der anderen Art
Von Mirad Odobašić
"Ausländische Pfleger sind in Österreich willkommen". Bei Schlagzeilen wie dieser dreht sich bei A. der Magen um. Denn A., leitende Krankenschwester in einem Wiener Pflegeheim, weiß zu gut, dass hinter dieser Schlagzeile, die sich auf eine Pressekonferenz unseres Gesundheitsministers bezieht, viel heiße Luft steckt.
Zumindest die ausländischen Bewerber um eine Stelle in ihrem Pflegeheim sind, habe sie mehrmals erfahren müssen, doch nicht so willkommen, wie es uns allen vorgemacht wird.
Mühsamer Prozess der Diplomanerkennung
Was A. weiß, wir aber nicht wissen: Ihnen werden oft hohe bis unüberwindbare Hürden in den Weg zu einem Job in Österreich gestellt. In erster Linie handelt es sich um solche bürokratischer Art.
So durfte A., die – wie wohl jede leitende Krankenschwester in diesem Land – verzweifelt nach Personal sucht, eine Bosnierin nicht aufnehmen, weil ihr in Deutschland anerkanntes Diplom hierzulande keine Anerkennung findet.
So durfte A. einen Syrer nicht anstellen, weil sich dieser die Kosten des mühsamen Nostrifizierungsprozesses in Wien schlichtweg nicht leisten konnte.
Auch die Anstellung einer Inderin scheiterte daran, dass die Prüfung der Qualifikationsnachweise aus einem Drittstaat an drei verschiedenen Stellen hintereinander erfolgt, was mehrere Monate in Anspruch nimmt.
A.’s Liste von Kandidaten, die darob um einen Job umgefallen sind, ist lang. Nicht so lang wird es aber dauern, bis wir unseren Bedarf an diesen Arbeitskräften am eigenen Leib verspüren: Bis 2030 werden wir Expertenprognosen zufolge 50.000 zusätzliche Pflegekräfte brauchen. Düstere Aussichten. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die strengen Arbeitsgesetze in diesem Bereich nicht weiter als über den Balkan hinaus herumgesprochen haben. Jene, die von dort weg wollen, buchen nämlich ihr One-Way-Ticket bevorzugt für Deutschland oder Skandinavien.