Männer-Bashing und Reinigungsbürsten für Trinkhalme
Von Simone Hoepke
Ich bin von einem Mode-Aficionado so weit entfernt, wie Dschibuti vom Status Erste-Welt-Land.
Modetrends ereilen mich verlässlich erst, wenn sie in ihren letzten Zügen und damit schon leicht peinlich sind. Das gilt für Jeans, deren Bund bis knapp unters Kinn reicht, genauso wie für Einweckgläser.
Von Pantry Porn, was auf deutsch so viel wie Speisekammerl-Porno heißt, hab ich erst in der Sonntagszeitung gelesen. Klingt nach Boris Becker und Besenkammerl. Ist aber so fad wie jugendfrei.
Geht darum, mit einer spießigst aufgeräumten Speis’ zu prahlen. Ein Trend, der ausgerechnet von dauerfastenden Hollywood-Schönheiten wie Gwyneth Paltrow zu uns schwappt. Genauso wie sinnbefreite Ernährungstrends oder invasive Pflanzen, die plötzlich alles überwuchern.
Hab’ in den hintersten Ecken der Speisekammer quietschbunte Plastiktrinkhalme gefunden. Die sind wirklich out. Weiß sogar ich. Ab 2021 sind sie in der EU sogar verboten, genauso wie Einweggabeln oder Wattestäbchen aus Plastik. Ein Versuch, die Welt vor der Flut von Plastikmüll zu retten.
War neulich bei einer Tupper-Party. Das ist eine Veranstaltung, bei der sich Frauen zum kollektiven Männer-Bashing treffen. Angeführt von einer Verkäuferin, die Dinge wie Tortenbehälter („Damit könnt ihr sogar euren Mann die Torte tragen lassen“) bis zu stapelbaren Aufbewahrungsschüsseln („Dein Mann merkt gar nicht, dass du sechs Schüsseln gekauft hast, weil du sie ineinander stapeln kannst“) anpreist.
Auch Trinkhalme gab es. Nicht diese von der EU verbotenen Einweg-Röhrln, sondern wiederverwendbare Plastik-Halme. Inklusive Reinigungsbürsten zum Putzen der Röhrl. Auf das hat die Welt gewartet.
Frag mich, ob die Hopi Indianer schon von diesen Dingern gehört haben. Sie glauben, dass unsere Welt verschwindet, wenn sie den Menschen nicht mehr aushält. Hat sie der Überlieferung nach schon drei Mal gemacht. Die Hopis glauben, das vierte Mal steht kurz bevor.