Kolumnen

Leerstand: Konzepte fürs ehemalige Atelier Augarten gesucht

Heute kräht kein Hahn mehr nach Gustinus Ambrosi. Dabei war der taube Bildhauer, 1893 in Eisenstadt geboren, einst eine echte Größe. Und ein Meister darin, von allen politischen Systemen gefeiert zu werden. 1912 erhielt er den Staatspreis für Plastik, im Jahr darauf von Kaiser Franz Josef ein Staatsatelier im Prater auf Lebenszeit. 1924 schuf er eine Büste des faschistischen Diktators Benito Mussolini, die ihm den wohlklingenden Titel „Commendatore“ einbrachte.

In den frühen 30ern folgte ein Denkmal für den 1934 von Nationalsozialisten erschossenen Ständestaat-Kanzlers Engelbert Dollfuß. Für Adolf Hitler war er dennoch über jeden Zweifel erhaben: Ambrosi wurde mit Brunnenfiguren für die Reichskanzlei in Berlin beauftragt und sollte auf dem Pöstlingberg ein Ateliergebäude bekommen. Ab 1948 porträtierte der Bildhauer die führenden Politiker der Zweiten Republik: Felix Hurdes, Karl Renner, Julius Raab, Leopold Figl usw.

Bereits 1951 beschloss der Ministerrat, ihm am Rande des Augartens ein Museum samt Wohn- und Ateliertrakt zu errichten. Der Gebäudekomplex, entworfen von Georg Lippert, wurde 1957 fertiggestellt. Im Gegenzug schenkte Ambrosi der Republik zunächst 165 Werke in Bronze und Marmor.

1975 nahm er sich das Leben, 1978 wurde das Gustinus-Ambrosi-Museum eröffnet. Mit der Bespielung des „Ateliers Augarten“ wurde die Österreichische Galerie Belvedere beauftragt. Sie tat sich jedoch ziemlich schwer, Publikumsinteresse zu entfachen. Agnes Husslein-Arco, Direktorin bis Ende 2016, überließ den Standort „Augarten Contemporary“ im Mai 2012 Francesca Habsburg für deren Sammlung „Thyssen-Bornemisza Art Contemporary“ (TBA21). Doch auch die Ehefrau des Kaiserenkels gab auf.

Und nun sucht die Burghauptmannschaft einen neuen Pächter. Das Areal, das aus dem Ateliergebäude (1320 m²), dem Ambrositrakt (394 m²), einem Pförtnerhaus (96 m²) sowie 1.000 m² Freifläche besteht, muss öffentlich zugänglich bleiben. Burghauptmann Reinhold Sahl wünscht sich eine „Nutzung primär künstlerischer Natur“. Wer also hat keine Scheu vor der Lage nächst dem Nordpol von Wien? Die Proponenten eines Fotomuseums? Das wandernde Weiße Haus? Nutzungskonzepte können bis 27. April eingereicht werden.

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Unter Hussleins Nachfolgerin Stella Rollig änderte sich letztes Jahr so manches. Der versierte Kunsthistoriker Harald Krejci, seit 2009 im Belvedere tätig, durfte nicht länger Chefkurator des 21er-Hauses sein: Die einzelnen Kuratoren würden, so lautete die Begründung, direkt Rollig berichten. Nun aber hat sich die Chefin umentschieden: Krejci wird mit 1. Mai Chefkurator – für alle drei Standorte.